Chats – eine Chance, jüngere Bürger anzusprechen
Neu-Ulmer OB: Jede Nachricht stammt von mir, getippt wird meist von meinem Team
VdZ: Seit Dezember letzten Jahres sind Sie für Ihre Bürger über WhatsApp zu erreichen. Was hat sich dadurch faktisch für die Bewohner Ihrer Stadt, was hat sich für Sie verändert?
Noerenberg: Unser WhatsApp Service „WhatsNU“ soll in erster Linie eine Ergänzung der bereits bestehenden Kommunikationsmöglichkeiten sein. Unsere Bürger hatten bisher die Möglichkeit, mit mir als Oberbürgermeister, aber auch mit meinen Mitarbeitern in der Verwaltung persönlich, telefonisch, per Mail oder über die sozialen Netzwerke in Kontakt zu treten. WhatsNu ist schlicht ein weiterer Kommunikationskanal.
Die Idee hinter diesem Angebot war, dass wir die Bürger dort abholen und einladen, mit mir in Kontakt zu kommen, wo sie sich gerade befinden: Im Bus, in der Mittagspause, unterwegs etc. Den Nachrichtendienst WhatsApp benutzt heutzutage fast jeder privat. Fast jeder hat den Service installiert, fast jeder kennt sich damit aus. Die Kontaktaufnahme funktioniert schnell, einfach, unkompliziert und bei fast jeder Gelegenheit. Der Vorteil für die Bürger liegt darin, dass sie unkompliziert mit mir in Kontakt treten können. Für mich hat sich nicht viel verändert. Es gibt lediglich eine Möglichkeit mehr, wie mich die Bürger erreichen können.
Für mich hat sich nicht viel verändert. Es gibt lediglich eine Möglichkeit mehr, wie mich die Bürger erreichen können.
VdZ: Schreiben Sie jede Nachricht selbst? Oder steckt ein Team dahinter?
Noerenberg: Bei der Organisation greift mir mein Team unter die Arme. Es gibt Tage, da treffen sehr viele Nachrichten und Anfragen ein. Nicht auf alle Fragen habe ich auf Anhieb auch eine Antwort. In solchen Fällen erfolgt dann zunächst die Rückfrage bei den Fachleuten in der Verwaltung. Anhand der rückgemeldeten Infos geht meine Antwort dann über WhatsNu an die Bürger. Zwischen all den Terminen, die ich täglich habe, bleibt leider oft einfach nicht die Zeit, die Nachrichten selbst zu schreiben. Ich bevorzuge daher die praktikable Lösung: Jede Nachricht stammt von mir, getippt wird aber meist von meinem Team.
VdZ: Warum WhatsApp? Würden Sie sich weitere „neutralere“ (Chat-)Plattformen wünschen, auf denen Sie sich mit Ihren Bürgern austauschen könnten?
Noerenberg: Ganz einfach: Weil WhatsApp heutzutage fast auf jedem Handy installiert ist. Weltweit haben im Januar 2018 rund 1,5 Milliarden Menschen WhatsApp genutzt. In Deutschland nutzen rund 89 Prozent der 14- bis 18-Jährigen WhatsApp. Für mich ist WhatsNu eine Möglichkeit, ja auch eine Chance, vor allem die jüngeren Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt anzusprechen. Viele haben eine Hemmschwelle, eine Mail zu schreiben oder zum Telefon zu greifen, um in Kontakt mit dem Oberbürgermeister zu treten. Eine WhatsApp Nachricht wird schneller getippt und kann auch formlos versendet werden. Wir haben auch schon über andere Kommunikations-Möglichkeiten nachgedacht. Vorstellbar wäre beispielsweise auch ein Live-Facebook-Chat.
Neben der WhatsNu-Sprechstunde gibt es seit Kurzem auch den WhatsNu-Infokanal
VdZ: Welchen zusätzlichen Nutzen stiftet Ihr „Info-Kanal“ über WhatsApp? Wie viele „Abonnenten“ haben Sie bereits?
Noerenberg: WhatsNu ist zunächst im Dezember 2017 gestartet als Kanal, über den sich die Bürger mit Fragen, Anregungen aber auch Kritik an mich wenden können. Der Zulauf ist sehr gut. Im Januar haben wir daher auch das Angebot dahingehend erweitert, dass die Bürger sich nicht nur mit ihren Anliegen an den Oberbürgermeister wenden können, sondern auch in regelmäßigen Abständen auch Informationen direkt vom Oberbürgermeister erhalten. Neben der WhatsNu-Sprechstunde gibt es also seit Kurzen auch den WhatsNu-Infokanal. Hierzu haben sich bisher 70 Personen angemeldet. Informiert haben wir über diesen Kanal bisher über die mögliche Kreisfreiheit der Stadt Neu-Ulm und die Wiedereröffnung des Neu-Ulmer Edwin Scharff Museums. Über die WhatsNu-Sprechstunde haben sich seit Dezember 2017 bisher knapp 180 Personen gemeldet.