Grundschüler und -schülerinnen mit Tablets
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Lasst die Schulen nicht alleine!

Medienentwicklungspläne für Schulträger – Herausforderung und Chance zugleich

Die Corona-Krise hat Schulen die Chancen, aber auch die Probleme der Digitalisierung vor Augen geführt. Einige Schulen haben erstaunlich schnell reagiert, auf Unterricht via „Teams“ oder „Zoom“ umgestellt und mit viel freigesetzter Energie aus der Not eine Tugend gemacht. So besteht mittlerweile in vielen, anfangs teils skeptischen Lehrerkollegien kein Zweifel mehr, dass die digitale Transformation eine hohe Bedeutung hat. Trotzdem gibt es ein riesiges Umsetzungsproblem, dessen Größenordnung an der bisherigen Mittelverwendung aus dem DigitalPakt ablesbar ist.

Über den DigitalPakt stellt der Bund 5 Milliarden Euro für Investitionen in die schulische Infrastruktur zur Verfügung. Davon bewilligt wurde, laut einer Abfrage des Bayrischen Rundfunks, zum Februar 2020 weniger als 1 Prozent (ca. 40 Millionen Euro).

Prinzipiell ist es eine richtige Entscheidung, die Förderanträge an sogenannte Medienentwicklungspläne (MEP) zu knüpfen. Denn so manche Anschaffung an digitalem Equipment entpuppt sich ohne ein planvolles Einsatzkonzept als Fehlinvestition. So kam es in der Vergangenheit vor, dass IT-Geräte im Keller verstaubten oder aufgrund fehlender Schulungen nicht richtig genutzt wurden. Von fehlenden digitalen Lerninhalten ganz zu schweigen. Nicht selten kümmern sich Lehrkräfte für einige Entlastungsstunden nebenbei um den IT-Betrieb und -Support. Ein MEP soll die Schulen zum planvollen Vorgehen zwingen, das erforderlich ist, um solche Missstände abzustellen.

Der Weg zum digitalen Klassenzimmer führt von Planung und Konzeption bis zu Umsetzung und Finanzierung
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Die Bedingung „Keine Ausstattung ohne Konzept“ ist gut gemeint, aber die Erstellung eines MEPs ist komplex und nur ein erster Schritt im digitalen Transformationsprozess. Viele Schulträger und Schulen fühlen sich zurecht alleingelassen.

Es ist dringend erforderlich, dass Verbunde von Schulträgern oder übergeordnete Behörden auf Landesebene mit ihren IT-Dienstleistern für ganzheitliche Lösungen inklusive Beratungsunterstützung und der Anwendung von „Best-Practices“ sorgen. Allein aus Kostengründen ist eine Bündelung auf übergeordneter Ebene sinnvoll, weil im Einkauf von Hard- und Software oder IT-Supportverträgen deutliche Größenvorteile erzielt werden können.

Der Weg zum digitalen Klassenzimmer

Bei der Entwicklung eines MEPs empfiehlt sich ein Vorgehen in vier Schritten. Da das Vorgehen umfangreich ist, sollte der Austausch zu anderen Schulen, die bereits einen MEP erfolgreich erstellt haben, gesucht werden. Ein Muster-MEP kann die Erstellung erheblich erleichtern und beschleunigen.

  1. Planung und pädagogisches Konzept: Zu Beginn stehen die Abstimmung mit allen Beteiligten und das Aufsetzen der Projektsteuerung. Verantwortlichkeiten sind zu klären und entsprechend der Kapitelstruktur des MEPs zuzuordnen. Die spezifischen Schulprofile und der aktuelle Medieneinsatz werden erfasst und darauf aufbauend ein Zielbild entwickelt. Das pädagogische Medienkonzept bildet das Herzstück des MEPs und zeigt auf, wie die didaktische und pädagogische Umsetzung im Rahmen eines Fach-, Medien- und Methodencurriculums erfolgen soll.

  2. Technisches und organisatorisches Konzept: Auf Basis der pädagogischen Anforderungen wird der technische Bedarf analysiert und das Zielbild für die IT unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der Förderrichtlinien definiert. Darauf folgt die Konzeption des IT-Betriebs und -Supports. Auch welche Kompetenzen in der Lehrerschaft und welche organisatorische Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Medien im Unterricht erfordert werden, wie zum Beispiel eine Benutzerordnung, sind hier zu klären und zu definieren.

  3. Umsetzungsplanung und Entscheidung: Im dritten Schritt wird ein Fort- und Weiterbildungskonzept erstellt und ein begleitendes Veränderungsmanagement geschaffen, um Lehrkräften Bedenken und Hemmungen mit dem Umgang digitaler Medien zu nehmen. Ein konkreter Fahrplan zur Umsetzung der einzelnen Schritte je Schule ist zu definieren. Schließlich ist der Investitionsbedarf im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit zu bestimmen. Vor der Einreichung des MEPs sollte eine sorgfältige Qualitätssicherung anhand der Freigabekriterien erfolgen.

  4. Realisierung und Finanzierung: Im vierten und letzten Schritt reicht der Schulträger den Fördermittel-Antrag bei der jeweiligen zentralen Landesstelle ein. Wenn die Fördermittel bewilligt werden, können die Ausschreibungen folgen und geeignete Lieferanten ausgewählt werden. Zu beachten ist, dass die Medienentwicklungsplanung einen fortlaufenden Prozess darstellt. Mithilfe von Online-Befragungen und offenen Diskussionen in Lehrerkonferenzen lässt sich der Erfolg des MEPs messen und optimieren.

Detecon Vorgehensmodell für die Erstellung und Umsetzung von Medienentwicklungsplänen

Digitale Möglichkeiten gezielt nutzen

Die Herausforderung besteht darin, das volle Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen: Mithilfe von Computer Based Trainings (CBTs) könnten bestimmte Lerninhalte effizient und anschaulich im individuellen Lerntempo vermittelt und über unmittelbar folgende Kontrollfragen überprüft werden und den Frontalunterricht ablösen. Freiwerdende Lehrerkapazitäten ermöglichen eine Verkleinerung von Klassen und eine bessere Fokussierung auf kommunikative und interaktive Lernformen im Unterricht, die zu einer höheren Sprechfrequenz z. B. im Fremdsprachunterricht führen und sozial-kommunikative Kompetenzen der Schüler:innen fördern.

Auch aufwendige Produktionen lohnen sich, da die Inhalte nicht nur einmalig, sondern landesweit zum Einsatz kommen können. Freilich müssen die Inhalte geschaffen, in Lehrplänen integriert und Fragen der Betreuung neu gedacht werden, sodass hier noch ein langer Weg vor uns liegt. Aber es kann gelingen, wenn die übergeordneten Behörden mithilfe von „Leuchtturm-Schulen“ solche Konzepte erproben und beherzt zusammen mit Schulbuchverlagen in mutige Lösungen investieren. Die digitalen Möglichkeiten existieren mittlerweile. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es gelingt, die digitalen Möglichkeiten zum Wohle von Lehrkräften und Schüler:innen zu nutzen.