Daten-Hubs ergänzen zukünftig Datensilos
Datenbasierte Verwaltung: Vom Konzept zur praktischen Umsetzung
Die Ausgangslage für kommunale Entscheidungen wird immer komplexer, da die zu berücksichtigenden Faktoren ebenso zunehmen wie die Bereitschaft der BürgerInnen und Betriebe, die Planungen und Maßnahmen ihrer Kommune zu hinterfragen. Daher erfordert die Entscheidungsfindung eine zunehmend vernetzte Sicht auf Daten aus unterschiedlichen Quellen.
Diese Entwicklung ordnet sich in den breiten Trend hin zu einer „datenbasierten Verwaltung“ ein, die mit neuen Methoden und Technologien alle für einen Entscheidungs- oder Planungsprozess einschlägigen Daten maschinell bündelt, aufbereitet und gegebenenfalls auch Interpretationshilfen bereitstellt. Was dies für die Verwaltungspraxis bedeutet, untersucht unser Beitrag.
Exponentielle Zunahme der frei zugänglichen Daten in den nächsten Jahren
Einer viel zitierten Studie des IT-Marktforschungsinstituts IDC aus dem Jahr 2017 folgend soll das weltweite Datenaufkommen bis 2025 auf ganze 163 Zettabytes anwachsen. Ein Jahr später folgte die Korrektur der Prognose – nach oben. Nun gehen die Experten von 175 Zettabytes aus. Zur Einordnung: Ein Zettabyte ist eine Eins mit 21 Nullen! Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass bis 2025 gut die Hälfte dieser Daten im Internet frei zugänglich sein wird.
„Big Data“ revolutioniert die Nutzung von Daten
Parallel zu diesem exponentiellen Datenwachstum nehmen die technologischen Möglichkeiten fortgesetzt zu, mit denen die Nutzung auch sehr großer Datenmengen deutlich verbessert werden kann. Im Zusammenhang dieser häufig mit „Big Data“ bezeichneten Entwicklung werden alle Prozess-Schritte von der initialen Datenerhebung bis zur Bereitstellung komplexer Prognosen oder der bedienerlosen Steuerung öffentlicher Infrastruktur (z. B. bei der Verringerung des Parksuchverkehrs) durch leistungsfähige Speicher- und Softwaretechnologie unterstützt, wobei die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz eine zunehmende Rolle spielen.
Öffentliche Verwaltung: Neue Herausforderungen erfordern neue Konzepte
In diesem veränderten Verständnis des (Nutz-)Werts von Daten im Allgemeinen und insbesondere der Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn man sie aus den „Silos der Fachverfahren befreit“, versucht auch die öffentliche Verwaltung ihren Platz zu finden. Wachsende Ansprüche der BürgerInnen an die Qualität der Entscheidungen und Planungen der Kommunen sowie an die persönliche Beratung sind hierbei ebenso Treiber wie der spürbar veränderte Umgang mit Kommunikationsmedien – das Smartphone ist längst zur Fernbedienung unseres Lebens geworden.
Nicht zuletzt befeuert auch das 2017 von Bund und Ländern auf den Weg gebrachte Onlinezugangsgesetz (OZG) und weitere Anforderungen, wie zum Beispiel die Bereitstellung behördlicher Daten in einem Open Data Portal, den Trend zur datenbasierten Verwaltung.
Wie kann sich die öffentliche Verwaltung in diesem Spannungsfeld die erfolgreichen Konzepte der privaten Wirtschaft zunutze machen? Der vielleicht wichtigste Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Beseitigung von Datensilos. Denn Open Source ist das Gebot der Stunde, und das gilt nicht zuletzt auch für Verwaltungsdaten.
Daten-Hubs ergänzen in Zukunft die Datensilos der Fachverfahren
Die Idee dahinter ist eingängig: Je mehr Daten anwendungsübergreifend gebündelt werden, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich hinsichtlich ihrer Verwendung. Sogenannte Daten-Hubs („Drehkreuze“) schaffen hierfür die Voraussetzung, indem sie Datenräume realisieren, in denen nicht mehr über Schnittstellen aufwändig Brücken zwischen den Daten verschiedener Fachverfahren geschlagen werden müssen. Stattdessen stellt ein leistungsfähiger Hub alle Daten konsolidiert zur Verfügung, um diese bedarfsbezogen zu „befragen“ – einerlei, aus welcher Quelle sie stammen.
Dadurch können nicht nur komplexe Fragestellungen gelöst und Entscheidungen auf Basis fundierter Analysen getroffen werden. Auch der Datenaustauschen zwischen internen und externen Stellen wird so vereinfacht, da Medienbrüche behoben und manuelle „Datenverarbeitung“ reduziert wird.
Und der Datenschutz?
Im Mittelpunkt des Datenschutzes steht der Schutz des Einzelnen vor einer missbräuchlichen Nutzung seiner Daten. Eben dies ist bei Hub-Lösungen jedoch generell auszuschließen, da es hier um die Analyse anonymisierter Daten mit dem Ziel der Tendenzerkennung beziehungsweise Prognosebildung geht, es sei denn im Rahmen einer Beauskunftung nach Art. 15 DSGVO liegt eine Autorisierung der betreffenden Person vor.
Ausblick
Die aktuell bereits verfügbaren Lösungen für die datenbasierte Verwaltung unterstützen eine stimmige Strategie für die Erhebung, Aufbereitung und Nutzung von Daten der Verwaltung und bieten im Ergebnis eine konsolidierte Datenbasis für faktenbasierte Planungen und Entscheidungen, aber auch als Grundlage für Open Data. Damit ergeben sich auch für Verwaltungsdaten neue Nutzungsszenarien, die den digitalen Wandel unserer Verwaltungen deutlich vorantreiben werden.