Nutzung digitaler Kanäle: Kommunikation statt Interaktion
Die Präsenz der Verwaltung im Internet nimmt weiter zu. Nahezu alle untersuchten Kommunen (knapp 90 Prozent) stellen auf ihren Websites aktuelle Informationen bereit. Mehr als die Hälfte ist inzwischen auch in den sozialen Medien vertreten, ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2019. Interaktive Angebote und Echtzeit-Kommunikation mit den Bürger:innen, beispielsweise über Chatbots (zwei Prozent), Mitarbeiter:innen-Chats (ein Prozent) oder Videoberatungen (null Prozent), werden bisher hingegen in nahezu keiner der untersuchten Kommunen angeboten.
Eine Mehrheit der Bürger:innen stellt dem digitalen Angebot ihrer Kommunalverwaltung ein positives Zeugnis aus und nutzt vorhandene Informationsangebote: Neben den Onlineverwaltungsleistungen werden Veranstaltungskalender (42 Prozent), News und Aktuelles (34 Prozent) sowie Informationen aus Politik und Verwaltung (33 Prozent) von den Bürger:innen besonders häufig angesteuert.
Wie steht es um die Umsetzung des OZG?
Das OZG sieht vor, dass bis Ende dieses Jahres 575 Verwaltungsleistungen deutschlandweit online angeboten werden. Von einem wirklichen Durchbruch ist jedoch noch nichts zu spüren: Von den zehn im Deutschland-Index der Digitalisierung untersuchten Verwaltungsleistungen werden im Schnitt nur etwa ein Viertel online angeboten. Die Grafik zeigt, dass einzelne Leistungen wie die Kfz-Zulassung (45 Prozent) oder die Melderegisterauskunft (40 Prozent) bereits eine höhere Digitalisierungsquote aufweisen, während komplexere Dienstleistungen wie die Beantragung von Wohngeld (zehn Prozent) oder einer Baugenehmigung (vier Prozent) nach wie vor fast ausschließlich analog angeboten werden. Eine Online-Terminvereinbarung ist in rund einem Drittel der untersuchten Kommunen möglich.
Dabei sind Nachfrage und Bereitschaft zur Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen durchaus beträchtlich: Etwa 40 Prozent der Bürger:innen geben an, in den letzten zwölf Monaten online einen Antrag bei einer Behörde gestellt oder ein Formular übermittelt zu haben. Auch die digitale Infrastruktur hat sich seit 2019 in jedem der bundesdeutschen Länder verbessert. Es lässt sich also feststellen, dass eine hohe Nachfrage nach digitalen Verwaltungsleistungen auf ein nur langsam zunehmendes Angebot auf den kommunalen Webportalen trifft.
Die Länder im Vergleich
Vergleicht man die digitalen Angebote der Kommunen in den bundesdeutschen Ländern, liegen die Stadtstaaten mit über 65 Indexpunkten klar an der Spitze, gefolgt von den Kommunen in den Flächenländern Nordrhein-Westfalen (58 Punkte), Hessen (56 Punkte) und Bayern (55 Punkte). Die höchsten Zugewinne im Vergleich zu 2019 erzielen die Kommunen in Hessen und Schleswig-Holstein, in denen besonders bei der Zugänglichkeit von Onlineverwaltungsleistungen große Fortschritte zu verzeichnen sind.
Der Deutschland-Index im Überblick
Seit 2017 untersucht das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) im Deutschland-Index der Digitalisierung Stand und Entwicklung der Digitalisierung in Deutschland aus Perspektive der bundesdeutschen Länder in den Themenfeldern digitale Infrastruktur, Nutzung digitaler Möglichkeiten im Alltag, Wirtschaft und Forschung, Bürgerservices und digitale Kommune. Grundlage der Analyse im Themenfeld digitale Kommune bildet eine Untersuchung der Webportale von 300 repräsentativ ausgewählten Kommunen sowie eine regional repräsentative Bevölkerungsbefragung. Auf Basis dieser Daten sowie weiterer Kennzahlen greift der Deutschland-Index der Digitalisierung 2021 die vielfältigen Facetten der Digitalisierung auf, macht sie sichtbar und fasst sie in einzelnen Indizes zusammen. Aufbereitet werden die Ergebnisse als umfassende Studie und als interaktives Onlinetool sowie in Form von Steckbriefen für jedes der 16 bundesdeutschen Länder.