Verwaltung der Zukunft: Herr Ruschmeier, warum überhaupt gibt es den Award?
Ruschmeier: Den Anstoß gab der Koalitionsvertrag der Bundesregierung „Mehr Fortschritt wagen“. Wir von Kienbaum haben uns darin sofort wiedergefunden, dass es in Deutschland schnell mehr Fortschritt braucht, um die Defizite in der Funktionalität des Staates aufzuholen, von der Digitalisierung bis zur Transformation in die Klimaneutralität.
Fortschritt ist aber nicht nur eine Sache des Managements, Fortschritt ist an vielen Stellen auch eine Frage des Mindsets und der Kultur in Verwaltungen und Behörden. Daraus ergab sich zusammen mit Wegweiser die Idee, einen Award ins Leben zu rufen, der herausragenden Fortschrittskulturen eine Bühne gibt. Wir wollen zeigen, dass es gute Beispiele gibt, die nachahmenswert sind. Wir wollen zeigen, dass man mit fortschrittlichen Konzepten und Führungsverständnis Hürden überwinden und Menschen begeistern kann.
Grundlage für den Award ist unsere Studie „Fortschritt, Zeitenwende und Staatsfunktionalität – Leadership & Kultur in der öffentlichen Verwaltung einer neuen Zeit“, mit der wir im letzten Jahr ein Framework für die Etablierung einer Fortschrittskultur erarbeitet haben.
VdZ: Blicken wir auf den Award, wer kommt als Gewinner potenziell in Frage?
Ruschmeier: Wir vergeben den Award in fünf Kategorien: Kommunen, Länder, Bundesverwaltung, Justiz und Sozialversicherung. Gewinnen können jeweils Behörden oder einzelne Einheiten, wie Referate, Abteilungen oder Dezernate.
VdZ: Wie wird eine Bewerbung gewertet?
Ruschmeier: Wir haben für die Bewertung eine tolle Jury gewinnen können. Uns war wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, Kienbaum oder Wegweiser prämieren hier ihre liebsten Kund:innen. Außerdem war uns wichtig, dass unsere Jury die Kund:innen der Verwaltung repräsentieren: Bürger:innen, Zivilgesellschaft und Unternehmer:innenschaft. Unsere sechs Jury-Mitglieder bilden dabei die Bandbreite dieser Zielgruppen einschließlich der Wissenschaft ab. Ich selbst bin kein Mitglied der Jury, freue mich daher umso mehr auf eine kritische Bewertung der Einreichungen.
René Ruschmeier
René Ruschmeier ist Executive Director bei Kienbaum Consultants International GmbH. Er leitet dort das Geschäftsfeld und das Marktsegment „Bund & Länder“. Nach der Ausbildung in der Kommunalverwaltung, mehreren Berufsstationen dort und einem Studium der Volkswirtschaftslehre wechselte er in die externe Beratung des öffentlichen Sektors.
VdZ: Wie geht es weiter?
Ruschmeier: Wir haben in der ersten Stufe über 130 Nominierungen erhalten. Diese Organisationen haben wir nun aufgefordert, ihre Ansätze in einer Bewerbung darzustellen. Die Einreichungsfrist dafür ist der 15. April. Danach wird sich die Jury zusammensetzen und für jede der fünf Kategorien eine Shortlist mit drei Favoriten auswählen. Die Jury bewertet die Einreichungen jeweils nach den Kriterien Wirkung, Nutzen für die Kund:innen und Kreativität der Umsetzung.
VdZ: Und was gibt es zu gewinnen?
Ruschmeier: Zu gewinnen gibt es vor allem Ehre und Anerkennung. Wir haben uns bewusst gegen eine Prämie oder Sachpreis entschieden. Das Land, seine Bürger:innen und die Unternehmen im Land brauchen Fortschritt, auch auf Seiten der Verwaltung. Das ist doch Ansporn genug, wir machen tolle Ansätze hierfür zusätzlich sichtbar.
Der Award ist mit einem Siegel verbunden, dass die Preisträger:innen öffentlich als Auszeichnung verwenden können.
VdZ: Zum Schluss noch zur Verleihung - wann weiß man, wer es geworden ist?
Ruschmeier: Die Kandidaten der shortlist werden am 21. Juni 2023 auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung vorgestellt. Die finale Entscheidung trifft dann dort live die Teilnehmerschaft des Kongresses.