herzlich digital Kaiserslautern Dr. Weichel
© Stadt Kaiserslautern

Ein CDO im Ehrenamt der „herzlich digitalen" Stadt Kaiserslautern

Ein Interview mit OB Dr. Weichel

Vorzeige-Digital-Stadt soll Kaiserslautern werden, so das Ziel von Bürgermeister Dr. Klaus Weichel. Um diesem Ziel tatkräftigen Nachdruck zu verleihen, hat er gleich zwei Chiefs ins Amt berufen: Prof. Gerhard Steinebach als Chief Urban Officer und Prof. Dieter Rombach als Chief Digital Officer. Im Gespräch mit VdZ über Erwartungen, „herzliche Digitalisierung" und dem Bestreben nach Austausch.
Weichel Kaiserslautern
„Wir müssen mit der gleichen Selbstverständlichkeit in die Digitalisierung investieren, wie in den Straßenbau",
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VdZ: Herr Dr. Weichel, was verstehen Sie unter einem Chief Digital Officer?

Weichel: Die Rolle des CDOs existiert inzwischen bei vielen Firmen und Kommunen, da man realisiert hat, dass Digitalisierung nicht die Aufgabe eines Referats oder Bereichs sein kann, sondern ALLE Referate bzw. Bereiche betrifft. Der Chief Digital Officer (CDO) ist als Stabsstelle beim Oberbürgermeister für alle Aspekte der Digitalisierung der Stadt Kaiserslautern koordinierend zuständig. Dies beinhaltet die Entwicklung und Pflege des digitalen Leitbildes der Stadt und der Umsetzungs-Roadmap, sowie die Kommunikation nach innen und außen.

 

VdZ: Warum hat sich Kaiserslautern für die Besetzung dieses Amtes entschieden?

Weichel: Kaiserslautern hat sich nach der erfolgreichen Beteiligung an dem BITKOM-Wettbewerb „Digitale Stadt“ und der dabei entstandenen Unterstützung der Bevölkerung entschieden, mit aller Kraft die Entwicklung Kaiserslauterns zur Vorzeige-Digital-Stadt voranzutreiben. Dies bezieht die gesamte Bevölkerung, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft ein. Deshalb wird ein Koordinator im Büro des Oberbürgermeisters benötigt – ein Anspruch der sich bereits während des Wettbewerbs entwickelt hat. 

 

Digitalisierung muss von Innen nach Außen entwickelt werden, doch eine Verwaltung allein kann das nicht leisten. Hier braucht es ein „Gesicht“, einen Verantwortlichen, der den Markt sondiert, relevante Dinge aufgreift und die Digitalisierungsbemühungen konzeptionell begleitet.

 

VdZ: Prof. Dr. Rombach, Vorstandsvorsitzender der Science Alliance Kaiserslautern, besetzt das Amt ehrenamtlich. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Weichel: Wir waren in der glücklichen Situation, dass mit Professor Rombach ein ausgewiesener Digitalisierungsfachmann (seit mehr als 25 Jahren Professor der Informatik an der TU Kaiserslautern und Leiter des Fraunhofer IESE) sowie Kenner der Kaiserslauterer Szene zur Verfügung stand. Er wird für die nächsten 4 Jahre die Position des CDO begleiten. Aufgrund seiner Pensionierung zum Ende des Jahres 2018 ist er bereit, diese Aufgabe ehrenamtlich auszufüllen. Selbstverständlich müssen wir uns bei seiner Nachfolge Gedanken machen, diese Stelle – analog zu anderen Städten – hauptamtlich zu besetzen.

 

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Neben dem CDO etablierten wir das Amt des Chief Urban Officer, das mit dem CDO die Digitalisierungsprojekte mit den Erfordernissen der Stadtentwicklung abstimmt.

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VdZ: Wirtschaft und Wissenschaft – welchen Anspruch haben Sie an den CDO-Posten?

Weichel: Der CDO muss die Brücke schlagen können zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Dafür ist Prof. Rombach ideal geeignet, da er aufgrund seiner wissenschaftlichen Vergangenheit sowie den Kooperationen mit der Wirtschaft über das Fraunhofer-Institut auf beiden Seiten hohe Anerkennung genießt. In der Science und Innovations-Allianz Kaiserslautern (SIAK) sind alle wichtigen High-Tech-Digitalisierungs-Spezialisten der Stadt (zwei Hochschulen, ca. 10 Institute sowie ca. 35 HighTech-Firmen) vereinigt. Prof. Rombach ist CEO der SIAK und weiß damit ein enges Netzwerk von Wissenschaft und Wirtschaft hinter sich. Dieses Netzwerk hat und wird er weiterhin in die digitale Entwicklung der Stadt Kaiserslautern einbringen.

 

VdZ: Was erwarten Sie konkret von Herrn Rombach in den kommenden zwei Jahren?

Weichel: Prof. Rombach soll als CDO

1. das Leitbild sowie die Umsetzungsprojekte koordinieren und sicherstellen, dass diese dem Anspruch „herzlich digital“ entsprechen. „herzlich digital“ ist Slogan und Logo und wurde währen des Wettbewerbs entwickelt. Es ist uns wichtig, Digitalisierung nicht um ihrer selbst willen, sondern an der Lebenswirklichkeit der Menschen zu orientieren.  Darunter verstehen wir, dass alle Projekte einen nachgewiesenen Nutzen für die Bevölkerung erbringen sowie – vor allem unter Datenschutzgesichtspunkten – das Vertrauen der Bevölkerung genießen. Dieser Ansatz ist auf unglaublichen Rückhalt in der Bevölkerung gestoßen.

2. Das Gesicht und Sprachrohr der herzlich-digitalen Stadt Kaiserslautern nach außen sein und damit zum nationalen und internationalen Sichtbarkeit der Stadt beitragen.

3. Die interne Kommunikation mit Bevölkerung, Wirtschaft und Wissenschaft unterstützen und somit Teilhabe und Akzeptanz auf breiter Basis maximieren.

 

VdZ: Wie sind die Aufgaben mit der ehrenamtlichen Stabsstelle vereinbar?

Weichel: Eigentlich erfordern die Aufgaben des CDO eine volle hauptberufliche Stelle. Dies wird auch in anderen Städten so etabliert. Die glücklichen Umstände, dass Prof. Rombach für die nächsten Jahre (nach Pensionierung) einen großen Teil seiner Zeit für diese Aufgabe einsetzen kann und will, erlaubt es uns diese Aufgaben zunächst für vier Jahre ehrenamtlich anzugehen.

 

VdZ: Gibt es ein Team um Ihren CDO und wie setzt es sich zusammen?

Weichel: Neben dem CDO etablierten wir das Amt des Chief Urban Officer, besetzt durch Prof. Steinebach  (Lehrstuhl Stadtplanung TU Kaiserslautern), der mit dem CDO die Digitalisierungsprojekte mit den Erfordernissen der Stadtentwicklung abstimmt.

 

v.l. Chief URBAN Officer Prof. Gerhardt Steinebach, OB Dr. Klaus Weichel und Chief DIGITAL Officer Prof. Dieter Rombach
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Es ist wichtig, bei der Digitalisierung nicht nur an die technische Komponente zu denken. Nehmen wir das Beispiel teilautomatisiertes Fahren, mit dem sich der Individualverkehr stark nach unten entwickeln wird. Das schafft mehr Raum für Grünflächen und die urbane Entwicklung und erfordert ebenso eine Schnittstellenfunktion zwischen Digitalisierung und Städtebau. Daneben gibt es einen interdisziplinär aufgestellten Beirat, den der CDO leitet. Dieser Beirat umfasst nicht nur Personen aus Wissenschaft und Wirtschaft, er deckt auch viele andere gesellschaftliche Bereiche wie z.B.: Kunst, die jüngere Generation in Person von Schülern sowie die ältere Generation in Form eines Mitglieds des städtischen Seniorenbeirats ab.

Und mit der KL-digital GmbH und mindestens fünf hauptamtlichen Mitarbeitern wird die operative Umsetzung der beschlossenen Digitalisierungsprojekte koordiniert.

 

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Wir planen die Etablierung einer internationalen Konferenzserie zum Thema „Digitalisierung“ sowie Symposia zum Austausch von Erfahrungen mit anderen Kommunen. Wir wollen bei uns Anregungen und Lösungen anderer Kommunen aufnehmen, aber auch unsere Lösungen anderen Kommunen zur Verfügung stellen.

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VdZ: Woran bemessen Sie den Erfolg? Gibt es konkrete Ziele im Zusammenhang mit der Besetzung der CDO-Stelle?

Weichel: Konkrete Ziele sind u.a. die kontinuierliche Umsetzung von konkret für die Bevölkerung erfahrbaren Digitalisierungsprojekten (z.B.: kostenlose WLAN-Hotspots in der Stadt, VR-Führungssysteme für Touristen der Stadt, weitere Online-Angebote städtischer Dienstleistungen, innovative Digitalisierung der Schulen mit einer Service GmbH zur Betreuung der iPads, digitale Weiterbildung für Erwachsene, automatisierte Buszulieferfahrzeuge – die als „letzte Meile des öffentlichen Nahverkehrs“ gedacht sind, oder eine umfassende Ausstattung altersgerechter Wohnungen mit Assistenzsystemen zur Absicherung gegen altersbedingte Gefahren wie Stürze). Wichtig ist es, kontinuierlich solche Lösungen in der Stadt umzusetzen. Hier haben wir eine Lösung alle drei Monate angedacht.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die aktive Beteiligung von einer großen Zahl der Bürgerinnen und Bürger (durch Vorschläge, durch Kommentare, etc.). Wir hatten bereits im Laufe des Wettbewerbs mehr als 200 aktiv Beteiligte sowie eine große Zahl von Facebook-Followern. Diese Zahl soll um eine Größenordnung erhöht (also dreistellig) werden. Positive Auswirkungen auf Arbeitsplätze durch verstärkte Ansiedlung von Firmen aufgrund des digitalen Hightech-Images der Stadt ist uns ebenso ein großes Anliegen. Wir beabsichtigen gerade einen „Digitalen Innovations-Hub im alten Pfaff-Gelände“ zu etablieren. Dies kann bis zu 5000 neue Arbeitsplätze in den nächsten 10 Jahren generieren.

Und zu guter Letzt wollen wir eine erhöhte Zahl von Besuchern (Politik, Wissenschaft, Wirtschaft) in Kaiserslautern erwirken, um von uns zu lernen. Dazu planen wir auch die Etablierung einer internationalen Konferenzserie zum Thema „Digitalisierung“ sowie Symposia zum Austausch von Erfahrungen mit anderen Kommunen. Wir wollen bei uns Anregungen und Lösungen anderer Kommunen aufnehmen, aber auch unsere Lösungen anderen Kommunen zur Verfügung stellen. 

Über unsere Serie Chief Digital Officer: Profil, Erwartung, Strategie - Was erhoffen sich Entscheider vom neuen Amt des CDOs und welche Intention sich dahinter verbirgt 

 

 

►► Neue Stimmen von Entscheidern finden Sie 14-tägig in unserer Reihe.

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