Das in diesem Kontext entwickelte "Nachhaltigkeits-Canvas" gibt es inzwischen auch als digitales Tool! Kostenlos und gedacht für den niedrigschwelligen Einsatz in Digitalisierungsprojekten im öffentlichen Kontext: https://nachhaltigkeitscanvas.oeffentliche-it.de/
Digitale Technologien für nachhaltige Entwicklungsziele
Die Erreichung vieler Nachhaltigkeitsziele erfordert einen modernen, handlungsfähigen öffentlichen Sektor. In ihrem 2023 veröffentlichten Bericht über den Fortschritt bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) schlägt die UN vor, dass die öffentliche Hand gestärkt und dafür unter anderem in die digitale Infrastruktur investiert werden sollte. Aus dieser Logik kann die Erreichung der Ziele durch digitale Technologien, vor allem Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI), maßgeblich unterstützt werden. Einige der vielversprechendsten Anwendungsmöglichkeiten sind Prozessoptimierungen, Analyse von Ökosystemen oder der Einsatz zur Förderung der Mobilitätswende.
Digitale Technologien selbst nachhaltiger gestalten
Zentral dafür ist jedoch, digitale Technologien insgesamt bewusster entlang von Nachhaltigkeitskriterien zu gestalten, damit sie selbst nicht zu einem Problem werden. Die Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien hat soziale und ökologische Implikationen. Über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg können diese Technologien negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt haben und so zu Zielkonflikten mit den Nachhaltigkeitszielen führen.
Wichtige Fragen, die sich dabei stellen, sind etwa: Wie viel Energie (und damit Treibhausgasemissionen) wird für die Entwicklung, den Betrieb und die Wartung der Technologien benötigt? Darüber hinaus: Welche individuellen, gesundheitlichen Auswirkungen hat die Nutzung, welche gesamtgesellschaftlichen Effekte? Diese Fragen sind teils leicht messbar, teils jedoch äußerst komplex und vielschichtig. Wenn Entwicklungsprozesse intransparent sind und die zugrunde liegenden Wertvorstellungen unklar bleiben: Wie nachhaltig kann eine solche Technologie tatsächlich sein? Um das volle Potenzial digitaler Technologien auszuschöpfen, benötigt der öffentliche Sektor daher klare Kriterien, die beispielsweise in der Vergabe Orientierung geben können. Darüber hinaus ist (verpflichtende) Transparenz über den gesamten Entwicklungsprozess vermutlich einer der größten Hebel, um Einblick in die tatsächlichen (ökologischen) Kosten von Technologie zu gewinnen.
Das Nachhaltigkeits-Canvas
Im White Paper wird das Nachhaltigkeits-Canvas entwickelt, ein Werkzeug zur Selbsteinschätzung von Digitalisierungsprojekten des öffentlichen Sektors auf Nachhaltigkeit. Es bietet einen Überblick über ganzheitliche Nachhaltigkeitsaspekte, basiert auf dem Prinzip des Business-Model-Canvas und ist somit einfach und schnell anwendbar. Es kann in diesem Kontext als Werkzeug für die Gestaltung von nachhaltigen Digitalisierungsprojekten verstanden werden. Es ist nicht nur sinnvoll zur partizipativen Analyse und Selbstbewertung von Digitalisierungsvorhaben, sondern auch, um Konzepte, Kriterien und Werkzeuge zu identifizieren, die aus der Perspektive des öffentlichen Sektors relevant sind. Es ist kein Bewertungstool, sondern hilft, wesentliche Aspekte für eine nachhaltige Umsetzung zu identifizieren. Dieses Werkzeug soll dazu beitragen, den öffentlichen Sektor als Akteur im Bereich der Nachhaltigkeit zu stärken, indem es seine Handlungsfähigkeit fördert. Denn die öffentliche Hand hat das Potenzial, sowohl werteorientierte Ansätze zu integrieren als auch große Anwendungsbereiche abzudecken.
Transformation zur Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist ein dynamischer Prozess, der kontinuierlich angepasst werden muss. Qualitative Kriterien spielen eine entscheidende Rolle, um die Auswirkungen komplexer Umweltfaktoren langfristig bewerten zu können. Das White Paper schließt mit klaren Handlungsempfehlungen ab. Diese umfassen u.a. die Forderung nach einheitlichen Standards und Zertifizierungen, die Einnahme einer ganzheitlichen Perspektive von Anfang an oder den Aufbau von neuen Kompetenzen und Strukturen der Zusammenarbeit aller wichtigen Akteure.
Das White Paper wird ergänzt durch eine Praxisperspektive der Landeshauptstadt Kiel. In Zusammenarbeit mit City & Bits wurden hier praktische Anwendungen und Erfahrungen integriert, die zeigen, wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung erfolgreich verbunden werden können. Diese Praxisperspektive basiert auf mehreren Interviews mit Vertreter*innen aus dem Klimaschutz- und Digitalisierungsbereich der Kieler Verwaltung.
Eine Weiterführung der Idee von struktureller Zusammenarbeit stellt die Blogreihe dar, die das ÖFIT rund um das White Paper organisiert hat. In zehn Beiträgen kommen dabei unterschiedliche Akteur*innen zu Wort, die an der spannenden Schnittstelle von Digitalisierung und Nachhaltigkeit arbeiten und die »doppelte Gestaltungsaufgabe« vorantreiben. Diese kann hier angesehen werden: »Digitalisierung des öffentlichen Sektors: Nachhaltig in die Zukunft«
Die Kombination von Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist entscheidend für eine umfassende Transformation des öffentlichen Sektors. Das ÖFIT-White-Paper bietet wertvolle Werkzeuge und Perspektiven, um diese Transformation erfolgreich zu gestalten. Durch den Einsatz des Nachhaltigkeits-Canvas können öffentliche Akteure Projekte ganzheitlich bewerten und so einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.