Open Data Region Rheinland
Interkommunale Kooperation zum Fortschritt rund um offene Verwaltungsdaten
Eine aktuelle Studie im Auftrag der EU-Kommission hat ergeben, dass die Mitgliedstaaten Open Data mit weniger Nachdruck als in den Vorjahren vorantreiben. Insbesondere fehlt es an strategischen Maßnahmen und Priorisierung. Vorreiter Irland, Spanien und Frankreich verfolgen vor allem die Auswirkung und Wiederverwendung der offenen Verwaltungsdaten. Die deutsche Landschaft zeichnet sich vor allem durch hohe Qualität der zur Verfügung gestellten Daten aus, jedoch ist das Niveau der Datenportale unterdurchschnittlich.
Bessere Resultate durch unverbindliche Zusammenarbeit
So werden Ressourcen gezielter eingesetzt und wir erreichen gemeinsam eine höhere Geschwindigkeit und fachlich qualifiziertere Umsetzung.
„Ziel ist eine Zusammenarbeit informeller Art“, so Roland Köß, Leiter Personal, Organisation und Kundenmanagement der Kommunalen Datenverarbeitungszentrale (kdvz) Rhein-Erft-Rur. Die Städte und die Zentrale informieren sich gegenseitig über aktuelle und künftige Projekte. Bei Überschneidungen gehen die Kooperationspartner die Themen gemeinsam an oder eine Partei übernimmt die Aufgabe und teilt ihre Resultate mit den anderen: „So werden Ressourcen gezielter eingesetzt und wir erreichen gemeinsam eine höhere Geschwindigkeit und fachlich qualifiziertere Umsetzung“, erklärt Köß.
Die Zusammenarbeit sei nicht instituiert, daher gebe es weder Gremien noch langfristige Verbindlichkeiten oder feste Strukturen: „In der gewählten Form der Zusammenarbeit kann jeder Teilnehmer sich in der für ihn aktuell passenden und möglichen Form zu den aktuell präferierten Themen einbringen oder von dem Wissen der anderen profitieren.“
Kommunale Datenstandards und gemeinsames Wissensmanagement
Aus dem Zusammenschluss ist bereits ein Leitfaden für den Datenexport aus der Fachanwendung für Standesamtsdaten in die Open Data-Portale entstanden. In einem Dokument können Mitarbeiter Schritt für Schritt einsehen, wie sie die Statistiken im XML-Format aus dem „Autista“-Verfahren nach Register und Jahr generieren.
Aktuell arbeiten die Kommunen an einem Standard für offene Wahldaten. Des Weiteren verbreiten die Kooperationspartner den „OPARL“-Standard für offene Ratsinformationsdaten, der vom IT-Planungsrat als kommunaler Standard für „DCAT-AP“ Metadatenstrukturen beschlossen wurde. Die Zusammenarbeit dient auch der Harmonisierung für Metadaten, die sich unter DCAT-AP gliedern. Alle Städte sollen gleichgelagerte Datensätze mit den gleichen Kategorien versehen: „Ein wichtiger Teil der Kooperation ist die gemeinsame Erarbeitung von standardisierten Datenpaketen. Durch diese Vorgehensweise inklusive einer guten Beschreibung der Datenstruktur wird es für Entwickler oder Journalisten einfacher und attraktiver mit den Daten zu arbeiten“, unterstreicht Köß.
Digitales Ehrenamt vor Ort stärken
Die interkommunale Kooperation unterstützt digitales Ehrenamt nicht nur durch gut aufbereitete Daten, sondern auch durch die finanzielle Förderung von Open Data-Projekten und Veranstaltungen. Alle drei teilnehmenden Städte verfügen über OK.Labs. Das sind regionale Gruppen von interessierten Entwicklern, die mit offenen Verwaltungsdaten Applikationen oder Web-Anwendungen umsetzen. Die Kooperation will diese Labore und ehrenamtliche Vereine wie den Freifunk e.V. oder Wikimedia stärken.
Dieses Jahr fand erstmals die „Kommunale Open Government Konferenz NRW“ statt, eine rein ehrenamtlich organisierte und durchgeführte Konferenz. Die Partner wollen das Event auch im folgenden Jahr ermöglichen und so die Möglichkeiten des digitalen Ehrenamts einer größeren Masse unterbreiten. Neben dem bürgerlichen Engagement soll auch das eigene Personal eine bessere Open Data-Kompetenz entwickeln. Die Kommunen erarbeiten daher ein gemeinsames Schulungskonzept für die Verwaltungsmitarbeiter.
NRW- Kommunen sind Open Data Vorreiter
„Die Stadt Bonn startete zeitgleich mit der Stadt Köln und Moers als eine der ersten deutschen Städte mit einem kommunalen Open Data-Angebot“, erklärt Sven Hense, Leiter für IT-Anwendungen der Bundesstadt Bonn. Bereits 2012 habe seine Stadt Open Data Leitlinien entwickelt, sich mit der rechtlichen Lizenzthematik befasst und ein Daten-Monitoring nach Vorgehensmodell des KDZ Wien umgesetzt. Im Jahr 2014 startete die Stadt sogar als erste Kommune in Europa eine Open Data Monitoring-Plattform.
Bonn wirkte bei der Ausgestaltung des "Open Government Paktes Land NRW/ Kommunen NRW" mit, beteiligte sich als Modellkommune am Berichtsprojekt „Modellkommune Open Government“ des Bundesinnenministeriums und unterstützte als Projektpartner verschiedene Studien des Fraunhofer Instituts.
Seit 2012 seien offene Verwaltungsdaten auch wesentlicher Bestandteil der Kölner Digitalstrategie, so Dirk Blauhut von der Stabsstelle Digitalisierung. Auf dem Open Data Portal der Stadt finden sich über 260 Datensätze, die über Harvesting Mechanismen auch in den Portalen des Landes, Bundes und Europas auffindbar sind. Die Kölner Stadtverwaltung hält auch externe Stakeholder aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu an, Daten auf der Plattform bereitzustellen. Mit dem Kölner Portal baut die Stadt eine Open Data Community auf: Interessierte können in Dialog treten, Datensätze anfordern, Verbesserungen einsenden und die bereits entwickelten Open Data Anwendungen einsehen.
In Köln konnten bereits zahlreiche Anwendungen umgesetzt werden: ein Parkservice für das Kölner Stadtgebiet, eine Einsicht für Wartezeiten in Kundenzentren, eine Map für Glasverbot im Stadtgebiet allgemein und für Veranstaltungen wie den Rosenmontagsumzug, ein Radar für die nächsten freien KVB-Räder und eine 3D-Visualisierung der Stadt. Köln und Bonn haben sich bereits in der Vergangenheit im Bereich Open Data unterstützt. Durch die Kooperation wird Düsseldorf und der Rhein-Erft-Kreis „mit ins Boot geholt“ und die Synergien gestärkt – ein Kollaborationsmodell, welches auch für andere deutsche Kommunen denkbar wäre.