Souveräner Umgang mit Daten
Auf dem Weg zur SmartCity setzt die Stadt Ulm auf ein umfassendes Datenethikkonzept, die Zusammenarbeit im europäischen Netzwerk und die digitale Souveränität über Daten
In diesem Punkt hat Ulm mit dem Datenethikkonzept, mit dem die Stadt in Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt, schon früh die Weichen gestellt. Es wurde im Oktober 2020 vom Gemeinderat, als demokratisch legitimierten höchsten Entscheidungsgremium der Stadtpolitik, beschlossen. Das war ein erster wichtiger Schritt, denn ein breiter kommunalpolitischer Diskurs ist wichtig. Alle müssen an einem Strang ziehen. Das Datenethikkonzept ergänzt die bestehenden gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz, definiert Leitlinien und Grenzen, wie und zu welchen Zwecken Daten durch die Stadt genutzt werden dürfen.
Europäische Zusammenarbeit - Mitglied im europäischen Städte- und Expertennetzwerk ICC
Der Ulmer Weg ist klar vorgegeben. Ulm will eine bürgerorientierte, nachhaltige und lebenswerte digitale Stadt sein. Um zukünftig diesen Weg auch im europäischen Kontext zu gehen, hat sich die Stadt Ulm um Aufnahme in den exklusiven Kreis der "100 Intelligenten Städte Europas" (ICC) beworben und wurde 2020 in diesen Zirkel aufgenommen. Die drei Buchstaben stehen für Intelligent City Challenge. Ziel dieses Städte- und Expertennetzwerks der Europäischen Kommission ist es, in den unterschiedlichsten Regionen ein intelligentes, sozial verantwortliches und nachhaltiges Wachstum durch fortschrittliche Technologie zu erreichen. Beim dritten Treffen im Juni 2021 steht zur Überwindung der Schwierigkeiten der Pandemie auch das Thema offene Daten auf dem Programm. Um das Innovationspotenzial von Städten zu steigern, sind das Aufbrechen von Datensilos und die Entwicklung nachhaltiger Dienste grundlegende Schritte, die von den offenen Datenplattformen der ICC-Städte unterstützt werden.
Eigene offene Datenplattform
Für die Stadt Ulm ist es seit langem wichtig, in eine eigene Daten-Infrastruktur zu investieren, offene Daten nicht in die Silos von verschiedenen (kommerziellen) Anbietern zu legen, sondern auf einer eigenen Plattform zur Verfügung zu stellen. Nur so ist es möglich, auch bei europaweiten Ausschreibungen oder Vergaben an private Anbieter darauf zu beharren, wie die Regeln für die Verwendung der Datenströme aussehen. Mitunter verhandelt man dabei lange über einzelne Standards und Schnittstellen. Das ist aufwändig: Man benötigt die entsprechenden fachlichen Kompetenzen in den eigenen Reihen, viel Zeit und Geduld. Doch die Stadt Ulm möchte diesen Weg gehen. Nur mit offenen - nicht personenbezogenen - Daten können wir beispielsweise Klimaauswertungen mit Sensordaten über Verkehrsflüsse kombinieren und so Verkehrssteuerungen ableiten.
Kreativraum für Austausch und Impulse
Als eine weitere wichtige Säule des Konzepts hat die Stadt Ulm den Kreativraum "Verschwörhaus" (der Name assoziiert das benachbarte Schwörhaus) ins Leben gerufen, in dem - und das ist ein zentrales Thema - der digitale Kultur- und Bewusstseinswandel in der Verwaltung noch schneller voran gebracht werden soll. Er stellt den realen Ort und zentralen Kern des Verwaltungslabors dar, das allen Abteilungen und Einrichtungen der Stadtverwaltung als Raum für Zusammenarbeit, Austausch und Impulsgeber offensteht.
Den Umgang mit dem digitalen Wandel zu erlernen, der auf vielen Ebenen stattfindet, ist für alle entscheidend: Für die Bürgerschaft und genauso für die Verwaltung.
Wir alle mussten in der Pandemie sehr rasch lernen, neue digitale Angebote (teilweise als Ersatz für wegfallende analoge Formen) zu kreieren und umzusetzen. Und wir müssen es noch immer. Dabei ist es wichtig, dass wir uns nicht nur innerhalb der Stadt intelligent vernetzen, sondern auch über den lokalen und regionalen Tellerrand hinausdenken und uns europaweit austauschen.