Dr. Markus Richter
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CIO-Talk mit Dr. Markus Richter: Welche IT braucht die Digitalisierung?

Während der Corona-Pandemie stehen nicht nur die Kommunen unter besonders großem Druck

Unter dem Motto „Welche IT braucht die Digitalisierung?“ widmete sich das Panel einer Fülle von Themen, etwa der Digitalisierung der Kommunen, sicheren Identitäten in Netz und der Frage, ob die IT-Organisation besser zentral oder dezentral funktioniert. Zum Schluss wurde deutlich: Keines der vielen Themen ist ausdiskutiert – im Gegenteil: Sie werden uns noch lange begleiten.

Eingangs äußerte sich der CIO des Bundes Dr. Richter über die dramatische Änderung, die die Welt durch Corona erfährt und darüber, wie er auf die Themen der Transformation reagiert. „Als ich im Mai 2020 ins Amt kam, war die Situation eine ganz besondere. Andererseits: So ganz neu waren die Bedarfe auch nicht. Sie sind nur besonders augenscheinlich geworden und haben den Handlungsdruck nochmal erhöht.“ Der Digitalisierungsdruck habe zugenommen, nun sei es an der Zeit, die CIOs der einzelnen Bundesländer, aber auch der europäischen Länder, stärken zu orchestrieren. Ziel müsse sein, in die gleiche Richtung zu gehen und auch Ergebnisse zu liefern. „2021 ist das Jahr der Umsetzung, und da bewahrheitet sich, was vorher geleistet wurde“, so Dr. Richter.

Kommunen sind stark gefordert

Die 11.000 Kommunen sieht der Bundes-CIO als diejenigen, die mitten in der Brandung stehen, besonders in Corona-Zeiten. Zwar gebe es bereits viele digitale Lösungen, diese würden jedoch nicht flächendeckend eingesetzt – und das sei problematisch. „Über den Erfolg der Digitalisierung wird letztendlich entscheiden: Schaffen wir es, die digitalen Leistungen flächendeckend in den 11.000 Kommunen anzubieten?“, konstatierte Dr. Richter. Um dies zu ermöglichen, werde das Prinzip „Einer für alle“ angewandt. Die Kommunen müssen somit nicht alle der 575 Verwaltungsleistungen eigenständig bis Ende 2022 digitalisieren – die OZG-Umsetzung wird auf viele Schultern verteilt.

Identitäten im Cyberraum weiterentwickeln

Dr. Ralf Scheider, Group CIO der Allianz, ging auf das Thema sichere Identitäten ein: „Im analogen Raum rechtfertigen wir unsere Identität durch einen Ausweis. Auch im Cyberraum brauchen wir eine sichere Identität. Es ist spannend, wie man das beides zusammenbringt.“ Dr. Richter unterstrich das Gesagte: „Wir brauchen die digitalen Identitäten heute mehr denn je, weil die Anwendungsfälle deutlich wachsen.“ Nach seiner Ansicht ist es wichtig, sowohl die Digitalisierung als auch die Identitäten weiterzuentwickeln.  

Doch wie gehen eine analoge Identität und eine virtuelle zusammen? Dr. Richter verwies auf die Fortschritte, die man bereits mit dem Personalausweis gemacht habe. So ist der Online-Ausweis auf dem analogen Personalausweis bereits enthalten. Um diesen zu nutzen, braucht man kein Kartenlesegerät mehr, sondern lädt sich die Ausweis-App auf das Smartphone. Hält man den Personalausweis gegen das Smartphone, so lässt sich die Identität aufs Smartphone ziehen. Auf diese Weise können sich Nutzerinnen und Nutzer einfach und sicher im Internet ausweisen und ihre Online-Behördengänge erledigen.

Zentrale oder dezentrale IT-Organisation?

„Die Technologie hat einen Schwenk gemacht vom Großrechner zum Client-Server und zur Cloud. Das ist die Infrastruktur. Aber wie sieht es mit der Organisation aus?“, fragte Moderator Christian Noll. Man könne sich vorstellen: Wenn alles zentralisiert ist, sind alle Expertinnen und Experten in einem virtuellen Zimmer, aber die Kreativität und die Nähe zum Endkunden sind vielleicht nicht gegeben. Ist Dezentralität daher besser?  

„Es muss definitiv ein Sowohl-als-auch sein“, antwortete der Group CIO der Allianz, Dr. Ralf Schneider, und erklärte, wie das Versicherungsunternehmen mit dieser Frage umgeht: Die Allianz ist in 60 Business-Einheiten oder Länder-Gesellschaften organisiert. Daher gibt es 60 CIOs. Über die Infrastruktur oder Security werde beispielsweise nicht diskutiert, diese Themen sind klar und werden umgesetzt. Innerhalb ihrer Einheit arbeiten die CIOs jedoch autonom und eigenverantwortlich, das setzt auch Vertrauen in die Integrität und Professionalität voraus.

Von Kommunen über Bundesländer bis zum Bund: Auch für die Verwaltung ist die Frage, ob und inwieweit die IT zentral oder dezentral organisiert wird, ein Thema. „Ich glaube, dass wir vom Föderalismus profitieren, da wir die regionalen Besonderheiten aufgreifen können. Dass es Lokalkolorit gibt“, so der Bundes-CIO Dr. Richter. Mit Blick auf die Technologien sieht er jedoch auch die Notwendigkeit, „Bedarfe gemeinschaftlich zu machen, damit es auch einheitlich funktioniert.“ Er unterstrich noch einmal, dass das Prinzip Einer-für-alle gerade dort sehr viel Sinn ergibt, wo gesetzliche Vorgaben, die deutschlandweit gelten, umsetzt werden.