Digital Transformation Lab München
Studierende entwickeln Anwendungen für und mit dem öffentlichen Sektor
Die Idee zum Labor der Hochschule kam aus den Vereinigten Staaten, erklärt Dr. Allwein. Die Hochschule München habe eine Partner-Universität in San Luis Obispo – die California Polytechnic State University (Cal Poly ). Die Cal Poly hat einen Digital Transformation Hub und regte an, das Projekt auch in Deutschland umzusetzen. Neben dem Lab in München hat auch die Code University Of Applied Sciences in Berlin ein Cloud Innovation Center.
Vielfältigkeit der Hochschule nutzen
In Kalifornien sind sechs Festangestellte und einige wissenschaftliche, studentische Hilfskräfte am Hub beteiligt. In München ist das Lab in Lehrveranstaltungen eingebunden. Das Projekt soll von der Vielfalt der Universität profitieren: 18.000 Studierende, 14 Fakultäten, 90 Studiengänge. Das Digital Transformation Lab ist nicht nur auf einen Studiengang beschränkt. Je nach Art der Problemstellung geht Dr. Allwein auf Professorinnen und Professoren zu und „matcht“ diese mit den Auftraggebern.
Das Labor ist Teil des Innovationsnetzwerkes M:UniverCity. Im Jahr 2017 haben sich Partner aus Verwaltung, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, um die Metropolregion München nach vorne zu bringen. Das Netzwerk beschäftigt sich u.a. mit Themen wie Gesundheit und Teilhabe, zivile Sicherheit und Klimaschutz in sogenannten „Living Labs“. Das Aufbauprojekt ist vorerst auf drei Jahre beschränkt und wird durch die Hochschule München koordiniert. Über das Netzwerk konnten erste Kooperationspartner der Stadtgesellschaft für die Projekte des Digital Transformation Labs gewonnen werden.
Von Patientenhilfe bis Bohrmaschine
Im Sommersemester 2019 hatte das Digital Transformation Lab einen Testlauf. Im Wintersemester sind die ersten „Challenges“ gestartet. Pro Lehrveranstaltung nehmen etwa 15 bis 30 Studierende teil. Der Studiengang Informatik hat gemeinsam mit der Alzheimer Gesellschaft München e.V., Partner des M:UniVerCity-Netzwerks, Applikationen und Sprachassistenten entworfen, die den Alltag der Patientinnen und Patienten unterstützen sollen.
Ein weiteres Projekt wurde in Kooperation mit dem IT-Referat der Landeshauptstadt München angestoßen. Die zukünftigen Wirtschaftsingenieure haben den Auftrag bekommen, Kapazitätsfinder zu entwickeln: „Es sollen Anwendungen ausgearbeitet werden, die Bürgern dabei helfen, besser auf Ressourcen zugreifen zu können“, führt Dr. Allwein aus. Dabei seien ganz unterschiedliche Ideen für Applikationen entstanden, die die Bevölkerung bei der Suche von Kita- oder Pflegeplätzen unterstützen, aber auch andere Vermittlungsanwendungen im Bereich der Nachbarschaftshilfe: „Ich brauche eine Bohrmaschine, wer kann mir eine zur Verfügung stellen?“
Anwendungen im Co-Creation-Ansatz
Die Neugewinnung von Partnern aus dem öffentlichen Sektor sei noch nicht einheitlich strukturiert, merkt Dr. Allwein an. Im Optimalfall kommen Institutionen mit einem Projektvorschlag auf Dr. Allwein zu, dieser versucht an der Hochschule Professorinnen und Professoren für die Ausgestaltung einer Lehrveranstaltung zu gewinnen.
Wir arbeiten mit dem Entrepreneurship-Center zusammen – das Center heißt vollständig „Strascheg Center for Entrepreneurship“ (nach seinem Stifter).
Ist eine Betreuung an der Universität gefunden, stellen die Behörden oder Vereine die Problematik in einer Vorlesung vor. Im Anschluss wird den Studierenden in einem Workshop mit dem Projektpartner AWS anhand eines Innovationsprozess-Plans gezeigt, wie sie die Fragestellung aus sämtlichen Perspektiven beleuchten und bearbeiten. Je nach Ressourcen des öffentlichen Auftraggebers gibt es mehrere Feedbackrunden: Der Ansatz des Digital Transformation Lab ist es, dass die Anwendungen in Co-Creation mit den öffentlichen Institutionen entstehen. Am Ende des Semesters präsentieren die Studierenden ihre Arbeiten.
„Im besten Fall werden die Entwürfe aus dem vorherigen Semester von den Studierenden aufgegriffen und umgesetzt“, so Dr. Allwein. Dass aus der Zusammenarbeit fertige Anwendungen entstehen, verspricht die Hochschule nicht. Allerdings werden sämtliche Ergebnisse als Open Source der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Die Zusammenarbeit ist für die öffentlichen Institutionen kostenfrei.
Ziel ist es, dass die Studierenden die Projekte selbst weiter zu verfolgen: „Wir arbeiten mit dem Entrepreneurship-Center zusammen – das Center heißt vollständig „Strascheg Center for Entrepreneurship“ (nach seinem Stifter)." Man ermutige die Studierenden ein Start-Up zu gründen und Ihre Arbeiten umzusetzen.“ Für solche Zwecke bietet die Hochschule München auch Büroflächen („Shared Offices“) an. Die Kooperationen sind nicht auf die Metropolregion München beschränkt. Je Behörde kann mit ihrer Idee auf das Digital Transformation Lab zukommen.