Transformationstreiber im öffentlichen Sektor
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Transformation im öffentlichen Sektor

Herausforderungen, Lösungen und die Bedeutung innovativer Technologien und Führungspraktiken

Die neue Studie „Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation im öffentlichen Sektor“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Capgemini Invent beleuchtet die zentralen Hindernisse und Katalysatoren des Wandels im öffentlichen Sektor. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.

Institutionen des öffentlichen Sektors stehen unter erheblichem Veränderungsdruck. Die dynamische und komplexe Welt von heute verlangt ein radikales Umdenken in Arbeitsweise und Organisation, um den steigenden Erwartungen von Wirtschaftsakteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern gerecht zu werden. Die Studie untersucht diese Herausforderung unter verschiedenen Aspekten: So zeigt sie auf, wie der Fachkräftemangel und andere treibende Kräfte die Transformation beeinflussen, welche innovativen Technologien und Managementpraktiken notwendig sind, um den Wandel erfolgreich zu gestalten und veranschaulicht darüber hinaus, wie der öffentliche Sektor selbst die nötigen Veränderungen einschätzt. Zudem skizziert sie passende Lösungsansätze für Organisationen. Diese Inhalte werden auch beim anstehenden 10. Zukunftskongress Staat & Verwaltung 2024 im Forum der Reihe "Gute Politik braucht eine gute Verwaltung" thematisiert.

Fachkräftemangel als stärkster Transformationstreiber im öffentlichen Sektor

Die Studie zeigt auf, wie der Fachkräftemangel und andere treibende Kräfte die Transformation beeinflussen, welche innovativen Technologien und Managementpraktiken notwendig sind, um den Wandel erfolgreich zu gestalten und veranschaulicht darüber hinaus, wie der öffentliche Sektor selbst die nötigen Veränderungen einschätzt und skizziert Lösungsansätze für Organisationen.

„Unsere neue Studie hat den Fachkräftemangel als stärksten Transformationstreiber im öffentlichen Sektor identifiziert“, erläutert Dr. Ulrich G. Schnabel, Co-Autor der Studie und Projektleiter am Fraunhofer IAO. 75% der Befragten sehen die Knappheit an Fachkräften als wichtigen Treiber der Transformation. Wo früher Probleme durch zusätzliches Personal gelöst wurden, sind nun neue Lösungen erforderlich. Dr. Schnabel führt weiter aus: „Auf diesen vielschichtigen Druck muss mit zukunftsfähigen Organisationsformen in den Institutionen des öffentlichen Sektors reagiert werden.“

Mit innovativen Technologien und Managementpraktiken fit für die Zukunft

Mut zum Scheitern
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Lernchancen durch Fuckup Nights in der Verwaltung

Die Studie identifiziert Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation hin zu zukunftsfähigen Arbeits- und Organisationsformen, innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie einer innovationsförderlichen Organisationskultur. Wichtige Maßnahmen umfassen flachere Hierarchien, größere Handlungs- und Entscheidungsspielräume und eine verbesserte bereichsübergreifende Vernetzung. Die Automatisierung und Digitalisierung von Regel- und Standardprozessen, beispielsweise durch Robotic Process Automation (RPA), soll den Fachkräftemangel reduzieren und Kapazitäten für höherwertige Aufgaben schaffen.

„Die Studie zeigt, dass die digitale Transformation und die Einführung innovativer Technologien im öffentlichen Sektor maßgeblich durch eine strategische Personalplanung und -entwicklung mit dem Fokus auf Zukunftskompetenzen beschleunigt werden kann“, betont Veronika Hübner, Senior Managerin bei Capgemini Invent. Die Nachfrage nach Projekten in diesem Kontext wächst stetig.

Transformationale Führung und umfassende Partizipation

Eine zukunftsfähige Führungspraxis basiert auf transformationaler Führung, welche die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden fördert und ihnen situativ großen Freiraum lässt, Ziele eigenständig zu erreichen. Ein solcher Führungsstil ist in der Wirtschaft gängiges Zielbild und häufig bereits gelebte Praxis. Dr. Schnabel betont: „Führungskräfte mit transformationalen Kompetenzen agieren als Vorbilder, schaffen Vertrauen und Loyalität und setzen inspirierende, langfristige Ziele.“ Zukunftsfähige Führung bedeutet auch umfassende Partizipation, bei der Mitarbeitende in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, klare Rollenverteilungen erhalten und Selbstführungskompetenzen gefördert werden.

Führungskräfte im öffentlichen Sektor müssen Transformation als zentrale Aufgabe wahrnehmen, sowohl innerhalb der Bereiche als auch bereichsübergreifend. Gefragt sind Persönlichkeiten mit einem entwicklungsorientierten Führungsstil und Coachingkompetenzen, die im Sinne der lateralen Führung auf Augenhöhe mit den Mitarbeitenden agieren.

Neue Organisationskultur als Basis für Transformation

© Capgemini

90% der Befragten wünschen sich eine Kultur, die Lernen fördert und Vertrauen entgegenbringt. In der Wirtschaft wird diese Ausrichtung häufig als Lernkultur bezeichnet. Weiterhin halten 88% eine Kultur der Offenheit, Transparenz und Kommunikation für entscheidend, um die Transformation zu beschleunigen. Eine risikoscheue Kultur wird hingegen als großer Bremsklotz identifiziert. Organisationen, die keine kalkulierten Risiken eingehen, entwickeln sich langsamer. Derartige Kulturen behindern nicht nur die individuelle Entwicklung der Mitarbeitenden, sondern auch die der gesamten Organisation. Eine lernförderliche und offene Kultur ermutigt hingegen zu neuen Ansätzen und innovativen Lösungen, was zu einer anpassungsfähigeren Organisation führt, die besser auf Veränderungen reagieren kann – eine Fähigkeit, die heute mehr denn je unabdinglich ist.

Den Führungskräften, die im Rahmen der Untersuchung interviewt wurden, scheint das bewusst zu sein. Nichtsdestotrotz sprechen die Ergebnisse dafür, dass sich die Einsicht noch nicht in breit angelegte Änderungen übersetzt.

Fazit

Die Studie zeigt, dass innovative Technologien und moderne Führungspraktiken unerlässlich sind, um den öffentlichen Sektor zukunftsfähig zu gestalten. Mit strategischer Personalentwicklung, transformationaler Führung und umfassender Partizipation können öffentliche Institutionen den Wandel erfolgreich meistern und den vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit begegnen.

Management Summary

Der öffentliche Sektor steht unter Druck. Fraunhofer IAO und Capgemini Invent ermitteln in ihrer gemeinsamen Studie die derzeitige organisatorische Ausgangssituation und zukünftige Entwicklungsperspektiven für den öffentlichen Sektor. Sie identifizieren und priorisieren Hemmnisse und Beschleuniger bei der Transformation zu modernen Organisationen und leiten Handlungsempfehlungen ab, um den Wandel zu unterstützen und zu fördern. Qualitative Interviews und eine quantitative Befragung von Führungskräften und Schlüsselpersonen bieten eine fundierte Grundlage, um den öffentlichen Sektor bei der digitalen Transformation zu modernen Organisationen zu unterstützen und die Interessen der Stakeholder besser zu erfüllen.

An der Erstellung der Studie waren beteiligt: Ulrich G. Schnabel | Wolfgang Beinhauer | Veronika Hübner | Marie Keppler | Sophie Wohllaib

THINKTANK III.I
THINKTANK III.I 2024

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