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Vier Perspektiven auf die Digitalisierung im Private Sector / Über Zukunftsjobs, Hunde-Sitting, Big Data und Krypto-Geld
Solveigh Hieronimus umriss auf Basis einer McKinsey-Studie, dass bis 2030 in den 46 führenden Volkswirtschaften ein Viertel aller geleisteten Arbeitsstunden automatisiert werden können. Es geht neben gering qualifizierten Arbeitnehmer genauso um gut bezahlte Jobs. Davon wird auch Deutschland betroffen sein.
Gefragt: App-Entwickler, Scrum-Master und Agile-Coaches
Als Hochlohn-Land könnten hierzulande schon in zehn Jahren neun Mio. Menschen einer anderen Tätigkeit nachgehen. Darunter womöglich auch hoch vergütete Steueranwälte oder Radiologen, zu deren Analyse-Leistungen künftig auch Bots fähig sind. „Stattdessen sind schon heute App-Entwickler, Scrum-Master und Agile-Coaches gefragt“, so die McKinsey-Partnerin. Die Zahl fehlender Digital-Experten bezifferte sie schon jetzt auf 100.000. Bis 2030 könnte die Zahl laut Untersuchung auf 600.000 steigen. In anderen Worten: Es ist höchste Eisenbahn für entsprechende Arbeitsmarktkonzepte! Und deren Umsetzung.
Führung in Teilzeit, Sabbatical, Hundebetreuung – das alles in Walldorf
Was auf großer ökonomischer Bühne auf sich warten lässt, macht SAP seit langem im „Kleinen“: Transformation. Führungsstellen in Teilzeit, Sabbatical, firmeninterne Kita-Plätze. Im ländlichen Walldorf ist dieser Traum für viele Mitarbeiter real. Mehr noch.
Der Software-Konzern baut eine Hundebetreuung auf und Mitarbeiter bestellen sich zum Feierabend regelmäßig ihr Abendessen, um es mit nach Hause zu nehmen. All das spare Zeit und trage zum Wohlbefinden bei, sagte Cawa Younosi, Mitglied der Geschäftsführung der Software-Schmiede. Die minimale Personalfluktuation im Konzern führt Younosi auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen zurück. Bereits 2009 habe man mit der Umgestaltung begonnen und die Mitarbeiter fortwährend einbezogen. Trotz attraktiver Begleitumstände stellt der Personalchef aber nach neun Jahren fest, dass auch eine gewisse „Reformmüdigkeit“ eingetreten ist: „Wir müssen realistisch sein, man kann nicht ewig Transformation machen.“ Menschen offenbar nicht, aber vielleicht Roboter?
Ist er „zurück“, der Mensch?
„Die Maschine verdrängt aus unserer Sicht den Menschen nicht.“ Diese Botschaft unterstrich Dr. Lothar Mackert: Die tatsächliche Intelligenz der Bots sei bisher nicht so ausgeprägt wie vielfach gedacht. Außerdem stehe für IBM der Mensch im Mittelpunkt. „Wir schauen, wie und wo die Maschine dem Menschen helfen kann, ihn aber nicht ersetzt.“ Der IBM-Geschäftsbereichsleiter Öffentlicher Dienst sieht den Mehrwert von KI vor allem bei Big Data. Danach nutzen nur wenige Unternehmen das volle Potenzial ihrer Daten.
Wichtig sei schließlich, dass intelligente Systeme die Fähigkeit besitzen, ihre generierten Handlungsoptionen transparent darzulegen. „Das muss auch auf Entscheidungsebene nachvollzogen werden können“, so Mackert.
Krypto-Geld: Betrug, Riesenpotenzial oder Sehnsucht?
Was die Digitalisierung in der Wirtschaft ist, gilt auch beim Geld allgemein. „Es wird über alles noch einmal neu nachgedacht“, machte Prof. Dr. Joachim Wuermeling deutlich. „Krypto-Währungen“ – digitales Geld – brauchten von der Initiatividee bis zur wirklichen Verbreitung viel Zeit und machten „unendlich viel“ Arbeit. Im Falle eines „disruptiven Moments“ sei die Transformation samt Konsequenzen dann nicht mehr abzusehen, erklärte das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.
Als Währung taugten virtuelle Zahlungsmittel allerdings kaum: hohe Volatilität, geringe Konvertibilität, kein Selbstwert – im Gegenteil: große CO2-Kosten beim „Schürfen“ durch Super-Computer. Auch als Vermögenswert (Asset) seien Bitcoin & Co. wegen der geringen Eintauschbarkeit und fehlender Verzinsung ungeeignet. Trotzdem sind sich Finanz-Experten von JP Morgan-Chef Jamie Dimon („Betrug“) über IWF-Chefin Christine Lagarde („müssen Potenzial erkennen“) bis zum früheren EZB-Chef Jean-Claude Trichet („Sehnsucht“) uneins über die Qualität des Online-Mammons.
Quintessenz: Die Digitalisierung der Finanzbranche bzw. des Geldes ist im wahrsten Sinne „nicht zu fassen“.