Verschwörhaus Stadt Ulm; Digitalisierung; IoT; gesellschaftliches Engagement
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Örtlichkeit als Innovationsquelle

„Zukunftsstadt 2030“: Ulm holt Bürger in Innovation Labs, um an Lösungen rund um das IoT zu basteln

Es steht mitten in der Ulmer Altstadt: das „Verschwörhaus“. Hier brühten und tüfteln vor allem junge Menschen an Lösungen für Probleme, die Stadtverwaltung und -gesellschaft betreffen. In Ulm, so hat es den Anschein, ist das IoT, das Internet of Things, schon heute angekommen. Die Stadt ist die einzige von sieben Gewinnern beim Nachhaltigkeitswettbewerb „Zukunftsstadt 2030“, die umfänglich auf integrierte Digitalisierung setzt – und es künftig noch stärker plant.

22 Städte und Gemeinden hatten sich mit Forschungskonzepten für eine nachhaltige Stadtentwicklung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beworben. Eine Jury wählte im Herbst 2018 die besten Ideenkonzepte aus. Ulm überzeugte mit einem Umsetzungskonzept unter dem Motto "Nachhaltigkeit digital mitgestalten – Internet der Dinge für ALLE".

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Ab 2019 können nun die vielfältigen Ideen für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt in Zeiten des digitalen Wandels erprobt und umgesetzt werden.

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Im Mai 2019 geht’s richtig los

Im Mai 2019 beginnt nun die dreijährige Projektphase unter Federführung der Geschäftsstelle Digitale Agenda. Ziel ist es, die Stadt nachhaltiger zu gestalten – gemeinsam mit der Bürgerschaft und mit Hilfe von innovativen digitalen Techniken, die ressourceneffizient eingesetzt und etabliert werden sollen. Das Ulmer Konzept sieht vor, das IoT zu nutzen, um in den Bereichen Bildung, Mobilität und Alter datenbasierte Lösungen zu entwickeln und im Stadtraum zu testen. Sensoren im öffentlichen Raum liefern Daten, die auf einer Ulmer Datenplattform zusammengeführt werden und in demokratisch legitimierter Hand bleiben sollen.

Real-Labore mitten in der Stadt
Real-Labore; Ulm; Verwaltung; Innovation; Zukunftsstadt 2030; Meigel

Real-Labore mitten in der Stadt

Sabine Meigel: Vieles in Ulm auch auf kleinere Kommunen übertragbar und skalierbar / Interview

Viel lokales Engagement

Das alles ist schon jetzt keine Theorie mehr in der schwäbischen Stadt. Ulm hat in den vergangenen Jahren verschiedene Projekte selbst angestoßen, mehrere Ausschreibungen gewonnen und so eine profunde Basis für die weiteren Ziele geschaffen. „Ab 2019 können nun die vielfältigen Ideen für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt in Zeiten des digitalen Wandels erprobt und umgesetzt werden“, erklärte Oberbürgermeister Gunther Czisch. Das sei den vielen Engagierten aus der Bürgerschaft und der Verwaltung zu verdanken.

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Wir wollen vor allem die digitalen Kompetenzen der Bürger erweitern.

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Digitalisierung nicht automatisch nachhaltig

„Wir wollen vor allem die digitalen Kompetenzen der Bürger erweitern“, sagte Sabine Meigel, Leiterin der Geschäftsstelle Digitale Agenda. Meigel ist seit Anfang 2018 für die Koordination der städtischen Initiativen zuständig und spricht täglich mit Bürgern und Akteuren aus Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden.

Die Leiterplatte ("Münsterplatine") hat die Community zusammen mit der Firma Cortex Media entwickelt. Nicht nur der Preis stimmt (zehn Euro), auch soll sie energieeffizient und langlebig sein (mehr als zehn Jahre).
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Digitalisierung, das ist ihr wichtig, sei nicht per se nachhaltig. Und genau darum geht es der Stadtverwaltung in ihrem Umsetzungskonzept: die neuen Möglichkeiten nutzen, um sozial, ökonomisch und ökologisch Mehrwerte für die Stadt und das Umland zu schaffen. Im Zentrum steht dabei die Nutzerorientierung. „Wenn wir neue Dinge oder Leistungen einführen oder ausprobieren, gehen wir immer vom diesem Prinzip aus.“ Und vom Prinzip des „Selbermachens“. Bestes Beispiel dafür ist die „Münsterplatine“.   

Engagieren kann man sich zum Beispiel in wöchentlichen „IoT-LoRaWAN-Gruppe“. Dabei geht es darum, nützliche Dinge zu bauen und zu vernetzen, die im Stadtgebiet für ein besseres Leben sorgen sollen.

Selber machen und engagieren

Im Format des Ulmer Münsters (siehe Foto) kann jedermann und jede Frau die Platine schon heute für zehn Euro erwerben – und im Grunde sofort loslegen. Engagieren kann man sich zum Beispiel in wöchentlichen „IoT-LoRaWAN-Gruppe“. Dabei geht es darum, nützliche Dinge zu bauen und zu vernetzen, die im Stadtgebiet für ein besseres Leben sorgen sollen. Zu den Bausteinen gehören Sensoren, die auf Basis der Münsterplatine funktionieren und Verkehrsaufkommen, Temperatur oder Lärmbelastung messen können. Also eine einfache Platine, günstige Sensoren – und alle Anleitungen sind offen im Netz zu finden.

Das Ulmer LoRaWan, also das Long Range Wide Area Network, hat der von städtischen Unternehmen gegründete Verein initiative.ulm.digital ausgebaut. Es ermöglicht kleine Datensätze über längere Distanzen zu senden und verbindet die Sensoren mit der „digitalen Schalt- und Mach-Zentrale“, dem Verschwörhaus. „Mit dem Netz ist zwar insgesamt noch kein autonomes Fahren zu bewerkstelligen“, erklärt Meigel, „aber das ist auch nicht unsere erste Priorität.“ Stattdessen geht es darum, mit einfach zugänglichen und günstigen Mitteln Mehrwerte zu schaffen.

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Mit dem Netz ist zwar insgesamt noch kein autonomes Fahren zu bewerkstelligen, aber das ist auch nicht unsere erste Priorität.

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Große Werkstatt im Keller des Verschwörhauses

Mit dem Verschwörhaus stehen im Zentrum Ulms passende Räumlichkeiten zur Verfügung, die mit superschnellen Glasfaserleitungen ausgestattet sind. Im großen Keller des Gebäudes kommen Technik und Handwerk zusammen – denn das IoT kann nur funktionieren, wenn die digitale Vernetzung mit einer funktionierenden Infrastruktur vor Ort unterlegt ist. Aus dem Verschwörhaus sind in den vergangenen Jahren bereits viele Ideen und konkrete „Erfindungen“ hervorgegangen. Man darf gespannt sein, welche Innovationen in den kommenden drei Projektjahren hinzukommen werden!

Ulm erhält bis 2022 insgesamt eine Million Euro aus den Fördermitteln des Wettbewerbs "Zukunftsstadt 2030", eine weitere Million finanziert die Stadt selbst.

Zukunftsstadt 2030

In der ersten Phase des bundesweiten Wettbewerbs „Zukunftsstadt 2030“ waren 2015 insgesamt 180 Kommunen angetreten, um konkrete Handlungsempfehlungen und Umsetzungsvorschläge für die Zukunft zu erarbeiten. Ulm hatte damals das Thema Digitalisierung als Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung gewählt und schaffte mit 51 Städten, Gemeinden und Landkreisen den Sprung in die nächste Runde.

Im Juli 2016 wählte dann eine Expertenjury wiederum 22 Kommunen aus, die eine Förderung erhielten, um ihre Visionen in umsetzungsreife Konzepte zu überführen. Im Herbst 2018 erhielten bekamen sieben Teilnehmer die Chance, die von ihnen entwickelten Ideen und Konzepte auch tatsächlich zu realisieren. Neben Ulm werden Friedrichsstadt, Loitz, Dresden, Lüneburg, Bocholt und Gelsenkirchen über drei Jahre gefördert.

Der Wettbewerb ist Teil der Leitinitiative „Zukunftsstadt“ des Rahmenprogramms „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen“ (FONA³), das maßgeblich vom BMBF finanziert wird. Ulm erhält bis 2022 insgesamt eine Million Euro aus den Fördermitteln, eine weitere Million finanziert die Stadt selbst.