Lizenz; Lecos; Leipzig; Experimentierraum; Verwaltung; IT; Dienstleister; OZG; 115

Explizite Lizenz, auch scheitern zu dürfen

Stadt Leipzig und IT-Dienstleister Lecos schaffen Experimentierraum / 115-Chatbot in der Entwicklung

Die Stadt Leipzig hat mit ihrem IT-Dienstleister Lecos eine Digitalwerkstatt geschaffen. Nach dem „Trial-and-error-Prinzip“ sollen hier digitale Leistungen bis zur Prototyp-Reife getestet und ausprobiert werden können. Der Experimentierraum soll als Ausgangspunkt für Online-Services dienen, die schrittweise in das jüngst frei geschaltete Bürger-Portal der Stadt integriert werden.
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Wir haben hier die herausragende Chance, innovative digitale Entwicklungsprozesse und modernes Verwaltungshandeln zusammen zu führen.

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Die digitale Werkstatt hat zum Jahresbeginn ihre Arbeit aufgenommen und ist mit einem separaten Budget untersetzt. Die Teams haben laut Stadtverwaltung „explizit die Lizenz, auch einmal scheitern zu dürfen“. Es werde nach agilen Methoden gearbeitet: in mehreren kurzen Phasen (Sprints) entwickeln die Mitarbeiter gemeinsam mit Kunden neue Lösungsansätze und Prototypen. Auch Universitäten, Partner aus der Wirtschaft sowie der Start-up-Szene und andere Experten von außen sollen für einzelne Entwicklungsphasen mit einbezogen werden. "Wir haben hier die herausragende Chance, innovative digitale Entwicklungsprozesse und modernes Verwaltungshandeln zusammen zu führen“, erklärte Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning.

Service-Nummer 115 automatisieren

"Wir freuen uns mit der Verwaltung gemeinsam neue Wege zur Digitalisierung der Verwaltung gehen zu können“, sagte Sebastian Rauer, Prokurist der Lecos GmbH. Das könne vor allem auch Auswirkungen auf künftige Methoden für die Umsetzung von Projekten haben.

Aktuell entwickelt der IT-Dienstleister im Rahmen der Digitalwerkstatt einen Chatbot. Ziel ist es, die Leistungen rundum die Servicerufnummer 115 sowie Anfragen in der Volkshochschule möglichst automatisiert zu beantworten und den Service auf diese Weise zu verbessern.

Leistungen rundum die Servicerufnummer 115 sowie Anfragen in der Volkshochschule möglichst automatisiert beantworten.

Erstes sächsisches Bürgerportal

Leipzig hatte vergangene Woche berichtet, als erste sächsische Kommune ein Bürgerportal online gestellt zu haben. Verwaltungsbürgermeister Hörning erklärte, dass vom Service-Portal nicht nur der Bürger profitiere, sondern viele Vorgänge auch verwaltungsintern beschleunigt werden könnten. „Die Stadt Leipzig und der Freistaat Sachsen arbeiten gemeinsam mit ihren Partnern daran, die Funktionen rund um das Serviceportal zügig auszubauen, um weitere Services anbieten zu können.”

Personenstandsdokumente per Nachnahme

Bislang stehen zwei Prozesse zur Verfügung, die von Lecos in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Kommunale Informationsverarbeitung Sachsen (KISA) entwickelt wurden. Bürger haben nun die Möglichkeit, Personenstandsurkunden für Geburt, Sterbefälle, Ehe und Lebenspartnerschaft online anzufordern. Die Zustellung erfolgt ausschließlich per Nachnahme, ebenso die Zahlungsweise.

Neben der eigentlichen Gebühr von zehn Euro für die Ausstellung einer Urkunde, kostet der Versand per Nachnahme zusätzlich mindestens 5,10 Euro. Weitere „Suchgebühren in Höhe von 10,00 Euro je angefangene halbe Stunde“ können hinzukommen, wenn etwa bei Geburtsurkunden dem Standesamt keine Angaben zum registerführenden Standesamt und der Registernummer gemacht werden.

Gästetaxe online anmelden

Neben den Personenstandsdokumenten können sich nun auch Hotels und Herbergen für die seit 2019 zu zahlende städtische Gästetaxe online über das Bürger-Portal anmelden. Eine Online-Bezahlung ist noch nicht möglich.

In diesem Jahr plant die Stadt zudem die Integration weiterer Online-Services zum Anwohnerparken, zur Beantragung von Sondernutzungen des öffentlichen Raumes sowie Leistungen rund um die An- und Abmeldung von Kraftfahrzeugen.

Nach Anmeldung auf dem sächsischen Bürger-Portal "Amt 24" lassen sich erste Online-Services der Stadtverwaltung Leipzig in Anspruch nehmen.
© Screenshot /https://sso.amt24.sachsen.de, 21.02.2019

Serviceportal Amt24 Basis für Leipziger Service-Konto

Basis für die elektronische Bereitstellung der Verwaltungsleistungen der Stadt ist die Anbindung an das sächsische Serviceportal „Amt 24“ – Nutzer werden von der städtischen Homepage per Link zum Amt 24 weitergeleitet. Das Leipziger Servicekonto umfasst dort bisher ein Postfach sowie einen Dokumenten-Safe, in dem persönliche Dokumente abgelegt werden können. E-Payment-Optionen existieren noch nicht. Es bietet die Option, persönliche Angaben, etwa für Anträge, vom System (einmalig) automatisiert eintragen zu lassen, wenn diese zuvor bereits auf dem Portal hinterlegt wurden. Nutzer, die ihr Passwort vergessen haben, können sich über ein Frage-Antwort-Verfahren authentifizieren. Eine Authentifizierung ist außerdem über die Online-Funktion des neuen Personalausweises möglich. 

Das Konto soll künftig als Zugang zu dem bundesweiten Portalverbund dienen, das im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) bis Ende 2022 von Bund, Ländern und Kommunen umzusetzen ist.