Expertenrunde Smart City
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Gegenwart und Zukunft von Smart City und Smart Rural Areas

Ein Resümee der Experten

Im ländlichen Raum Deutschlands wird die Digitalisierung oft mit dem Breitbandausbau gleichgesetzt. Dabei sind viele Kommunen schon einen Schritt weiter: auf dem Weg zur Smart City! Smart City bedeutet die eigene Stadt effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. So können sich beispielsweise die Lebensqualität, der Verkehr und sogar Krankheitsbilder verbessern. Wir haben einige Experten gefragt, wie Sie Ihre Stadt smarter machen und auf welche Konzepte sie setzen.
Iina Oilinki, Leading Senior Advisor der City of Helsinki gab beim 6. Zukunftskongress Staat & Verwaltung Impulse zum Thema Smart City am Beispiel ihrer Stadt.
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Wie sauber ist meine Stadt? Ist meine Stadt ein guter Ort, um Kinder groß zu ziehen? Wie hoch ist der Lebensstandard in meiner Stadt? Das sind Fragen die Iina Oilinki,  Leading Senior Advisor der City of Helsinki, bewegen. In Helsinki wurde die Rolle der Stadt neu definiert – sie tritt als Dienstleister, Unterstützer der Wirtschaft, Innovationstreiber,  Vernetzer und Gründer auf. Um diese Rolle zu gestalten sei ein Dialog mit den Unternehmen notwendig, so Iina Oilinki.

Seit 2013 ist die finnische Hauptstadt eine Art „grüne Wiese“, in der verschiedene Unternehmen ihre Ideen und Projekte ausprobieren können. Dafür hat die Helsinki ein Innovationsbudget, welches in verschiedenen Bereichen wie Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Verkehr und Infrastruktur, Energie, Informations- und Kommunikationstechnik, Gesundheitswesen und Bildung eingesetzt wird.

Mit Maptionnaire werden Bürgermeinungen bei der Gebäudeplanung der Stadt miteinbezogen.
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Akzeptanz durch Partizipation und Transparenz

Um die Akzeptanz und die Qualität der Maßnahmen zu gewährleisten, setzt Helsinki auf Partizipation der Bürger und auf Transparenz. Mit dem Tool "Osallistu.hel.fi" können Bürger Feedback geben. Zum Beispiel können sie direkt mitteilen, wenn sie ein Loch in der Straße finden und dieses geflickt werden soll. Diese Idee kam durch einen ehemaligen Bürgermeister der Stadt. Dieser war sehr aktiv in sozialen Netzwerken und wurde direkt von Bürgerinnen und Bürgern über Twitter & Co angesprochen, wenn Probleme auftraten.

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The heart of the city strategy is to digitalize all services

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Iina Oilinki

 „The heart of the city strategy is to digitalize all services“ – Iina Oilinki sieht Digitalisierung als Herzstück der Strategie für eine Stadt – doch ist das für jede Kommune anwendbar?

Auf die Besonderheiten der Kommune eingehen

Seit 2012 verantwortet Ekkehard Laste als „Leiter öffentliche Auftraggeber“ bei Cisco Systems die Standorte Frankfurt und Berlin. Für Ihn ist es wichtig, sich an den Bedürfnissen der Stadt zu orientieren und daran den Innovationsbedarf für die Kommune festzulegen. Stuttgart bräuchte eine Lösung für ihre Feinstaublage, kleine Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern müssen Ansätze für die alternde Bevölkerung finden, so Laste. Die Stadt muss Prioritäten setzen und anhand dieser einen „Smart City Masterplan“ entwickeln. 

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Problemstellungen finden und lösen – das macht eine City smart.

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Ekkehard Laste

Das kann je nach Kommune etwa ein System aus Umweltsensoren sein, welches die Straßenbeleuchtung lenkt. In einer Stadt habe man festgestellt, dass es zu weit mehr Allergien bei den Menschen kommt als sonst üblich. Durch Analysedaten konnte dies mit den Ausladezeiten von Haselnüssen sowie Windrichtungen und -stärken in Verbindung gesetzt werden. Auch wenn es um ganz spezifische Dinge geht: „Problemstellungen finden und lösen – das macht eine City smart“, unterstreicht Laste.

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Die beste Lösung ist die passende

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Ekkehard Laste

Um die digitalen Aspekte einer Smart City gestalten zu können,  muss der Breitbandausbau gewährleistet sein. Diesen sieht Laste als Teil der Gerechtigkeit, wenn es um E-Partizipation und Bildung geht. Sich an internationalen Beispielen zu messen, die frei von gewachsenen Bevölkerungsgruppen, Budgeteinschränkungen und Infrastruktur sind, findet er aber schwierig. Laste wünscht sich hier die Vorzüge des „German Engineering“: „ Es muss nicht die schönste Lösung sein, aber die Version, die am Ende am besten funktioniert und den größten Nutzen hat. Denn die beste Lösung ist die passende!

Ehrenamtliche Alternativen zum Öffentlichen Nahverkehr wie Bürgerbusse können helfen, das Mobilitätsproblem auf dem Land zu lösen.
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„Genutzt wird nur, was gebraucht wird“

Andreas Betz ist Amtsdirektor beim Amt Hüttener Berge, welches zum Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein gehört. Um Innovationen nicht losgelöst von Bedarfen zu schaffen, setzt Betz auf die Aufnahmen der Bürgerstimmen in die Politik. Neben Bürgerforen hat der Amtsdirektor in seiner Gemeinde Fokusgruppen aus Spezialisten und Kennern der Region versammelt, die ihre Ideen bei den Entscheidungen einfließen lassen.

So werden 70 bis 100 Personen einer 15.000  Gemeinde aktiv in die Prozesse miteinbezogen. Betz erhofft sich durch diese Repräsentation, dass die Bedürfnisse der Bürger besser erkannt und die darauf konzipierten Lösungen mehr akzeptiert werden, denn: „genutzt wird nur, was gebraucht wird.“

Als Beispiel nennt er die Problematik rund um die Mobilität. In großen Städten wie Kiel benötige man ein Leitsystem für das Parken oder Umleitungen, in kleineren Kommunen dagegen alternative Mobilitätslösungen - wie die Bündelung ehrenamtlicher Verkehrsmittel wie Mitfahrgelegenheiten oder Bürgerbusse in einer App.

Kommunen müssen ihr Fördermittelmanagement verbessern, meint Rechtsanwalt Hartfrid Wolff.
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Breitbandausbau bleibt weiterhin ein Thema

Ideen für digitale Konzepte schön und gut, Voraussetzung dafür bleibe der Breitbandausbau als Kerninfrastruktur, meint Hartfrid Wolff, Rechtsanwalt der KPMG. Die Fördermittel seien hier schon deutlich angehoben worden, aber weiterhin auch dringend notwendig. Wolff empfiehlt Kommunen ihr Fördermittelmanagement zu verbessern. Als Möglichkeit nennt er die Gründung einer Digital AG oder die Kooperation mit externen Partnern. Insgesamt sieht Wollf in der Digitalisierung von Gemeinden die Chance, rechtlichen Bedingungen künftig einfacher zu entsprechen und könne die Entwicklung zudem nutzen, um sich als Gebietskörperschaft besser zu organisieren.

Mehr auf Kooperationen setzen - das rät Dr. Ingmar Soll, Bereichsleitung für Kommunale Lösungen und Bürgerservices bei Dataport AöR.
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Onlinezugangsgesetz eine Zumutung für Kommunen?

„Mutet der Bund den Städten und Gemeinden mit dem OZG zu viel zu?“ – das fragt sich Dr. Ingmar Soll, Bereichsleitung für  Kommunale Lösungen und Bürgerservices bei Dataport. Wenn Ressourcen fehlen, sollen diese durch Kooperationen mit Unternehmen oder anderen Gemeinden kompensiert werden: „Nicht jeder muss das Rad neu erfinden.“ Wichtig sei es bei den Kommunen ein Bewusstsein zu schaffen, dass Kooperationen zwingend notwendig sind, um bei der Digitalisierung Schritt zu halten. Nicht nur wegen des Onlinezugangsgesetzes (OZG), sondern um den Bürger weiterhin zufrieden stellen zu können.

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Nicht jeder muss das Rad neu erfinden.

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Dr. Ingmar Soll

Als ein Beispiel nennt Soll die Gesundheitsvorsorge: „Wer auf dem Land krank wird, hat lange Wege.“ Der Landarzt existiere kaum noch, der Bürger bekomme das Gefühl, er sei nicht mehr versorgt. Hier könnten organisierte Transporte oder ambulante Lösungen in Verknüpfung mit digitalen Anwendungen Abhilfe schaffen.

Nächste Entwicklungen im Rahmen einer smarten Verwaltung

„Bürgerdienstleistungen müssen möglichst schnell online zur Verfügung gestellt werden“, meint Hartfird Wolff. Für Dr. Ingmar Soll haben die E-Rechnung und die E-Gewerbeanmeldung Vorrang. Die Finnin Iina Oilinki möchte das Konzept Mobilität komplett umdenken. Sie schlägt eine umfassende Monatskarte für Stadtfahrräder, Taxis, öffentliche Verkehrsmittel und Carsharing vor. Für die jeweilige Strecke soll das jeweils passendste Verkehrsmittel genutzt und eigene Autos so überflüssig werden.

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Eine App für alles!

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Andreas Betz

Ekkehard Laste stellt allen voran den Breitbandausbau, ohne diesen sämtliche Leistungen weder gerecht noch gleichermaßen genutzt werden können. Er gibt außerdem zu bedenken, dass alle Leistungen der Stadt über einen Weg, beispielsweise einer App, zugänglich gemacht werden sollen – egal ob Öffentliche Verkehrsmittel, Ummeldung oder Passantrag. Andreas Betz schließt sich dieser Meinung an: „Eine App für alles!“ Dem Amtsdirektor ist für die nahe  Zukunft außerdem wichtig, dass Fachverfahren medienbruchfrei umgesetzt werden. Auch die E-Partizipation hält er für essentiell, um eine Orientierung am Bürger bei all der Digitalisierung und Innovation nicht zu verlieren.