Neuer Kopf, neue Ära bei der FITKO
Die Visionen und Pläne des FITKO-Präsidenten Dr. André Göbel für die Digitalisierung der Verwaltung
Verwaltung der Zukunft: Herr Dr. Göbel, Sie haben im November des letzten Jahres das Amt des Präsidenten der Föderalen IT-Kooperation, kurz FITKO, übernommen. Gewählt sind Sie auf fünf Jahre. Was planen Sie für die FITKO? Welche drei großen Ziele haben Sie im Auge?
Dr. André Göbel: Zunächst einmal ist es für mich wichtig, dass die FITKO skalierbar und anpassungsfähig ist. Wir müssen flexibel auf wachsende Anforderungen und Herausforderungen reagieren können, sowohl intern als auch extern.
Daraus ergibt sich mein zweites großes Ziel, nämlich die Optimierung unserer internen Strukturen und Prozesse. Die FITKO muss in der Lage sein, nicht nur flexibel, sondern auch effizient auf neue Anforderungen zu reagieren. Das erfordert eine umfassende Reorganisation, um bestehende Silos aufzubrechen und uns als eine „FITKO of Teams“ zu organisieren. Konkret bedeutet das, wir werden einen zentralen Bereich für Auftragsklärung, Controlling und Kapazitätsmanagement schaffen sowie einen Experten- und Projekte-Pool aufbauen. Diese Maßnahmen werden es uns ermöglichen, die Beschlüsse des IT-Planungsrats effektiver umzusetzen und damit als noch verlässlichere Partnerin zu agieren.
Und schließlich möchte ich als drittes großes Ziel innovative Zusammenarbeit und Moderation fördern. Es ist essenziell, dass die FITKO in der Lage ist, Lösungsräume für die aktuellen Fragen des IT-Planungsrats zu schaffen und verschiedene Umsetzungswege aufzuzeigen. Das umfasst klassisches Projektmanagement, bei dem wir Budget, Ressourcen, Qualität und Umsetzungszeitraum in Einklang bringen. Die FITKO soll als strategische Partnerin und Beraterin dabei unterstützen, den interföderalen Strategiediskurs zu moderieren und Innovationen zu fördern, um den IT-Planungsrat bei seiner politischen Gestaltungskraft zu unterstützen.
VdZ: Wie möchten Sie die FITKO darüber hinaus vorantreiben und sicherstellen, dass sie den Bedürfnissen des IT-Planungsrats entspricht?
Dr. Göbel: Natürlich erst mal durch die kontinuierliche Verbesserung der beschriebenen Strukturen und Prozesse, die wir gerade auf- und ausbauen. Ich glaube außerdem, dass wir als FITKO auch mehr mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen zusammenarbeiten und uns stärker vernetzen sollten. Ein Beispiel dafür sind die Kooperationen mit NExT e.V. und der Initiative D21. Durch diese Partnerschaften können wir die Wirkung unserer Maßnahmen entlang der politischen Umsetzungsziele des IT-Planungsrats verbessern und gleichzeitig sicherstellen, dass wir die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich berücksichtigen. Auch weitere Kooperationen und Vertiefungen sind geplant – aber noch nicht spruchreif.
VdZ: Der IT-Planungsrat hat letztes Jahr die Erarbeitung einer föderalen Digitalstrategie verkündet. Sie betonten in diesem Zusammenhang, dass die Digitalstrategien der Länder in diesem Prozess beachtet werden müssen. Offen blieb, ob dies praktikabel und umsetzbar ist. Wie ist der aktuelle Stand? Welchen Stellenwert wird die Möglichkeit zur Partizipation der Länder in der föderalen IT-Strategie finden?
Dr. Göbel: Das Ziel der föderalen Digitalstrategie des IT-Planungsrates ist es, bestehende Strategien in Bund und Ländern zu ergänzen. Wir haben dazu im ersten Schritt eine gründliche Analyse dieser Strategien vorgenommen. Aktuell stehen wir am Ende einer Workshop-Reihe mit den Mitgliedern des IT-Planungsrats, die das Ziel hatte, aus den bestehenden Strategien und in Verhandlung miteinander ein Zukunftsbild für die moderne Verwaltung, Leitlinien der föderalen Zusammenarbeit und Umsetzungsperspektiven, speziell in den Schwerpunktthemen, festzulegen.
Wir wollen nicht eine weitere Strategie unter vielen formulieren. Der Anspruch der föderalen Digitalstrategie ist ganz klar ein transformativer, der auch über den Einflussbereich des IT-Planungsrats hinaus inspirieren und bewegen soll. Das geht nur gemeinsam mit allen CIOs, aber auch den Fachministerkonferenzen, der Gesellschaft, Wirtschaft und mit besonderem Fokus auch auf die kommunale Ebene. Deshalb öffnen wir im nächsten Schritt den Strategieprozess für eine noch breitere Partizipation.
VdZ: Seit Mitte April zählt der Marktplatz für EfA-Leistungen zum Produktportfolio des IT-Planungsrats. Das Produktmanagement wird von der FITKO verantwortet, während govdigital die Rolle des Marktplatzbetreibers wahrnimmt. Welche Schutzmaßnahmen werden implementiert, um sicherzustellen, dass sensible Daten der öffentlichen Verwaltung auf dem Marktplatz angemessen geschützt sind? Wie bleibt die Plattform transparent und fair?
Dr. Göbel: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, welche Daten auf dem Marktplatz gespeichert werden. Dazu gehören Angebotsdaten, Datenschutz- und Sicherheitskonzepte sowie Auftragsverarbeitungsverträge (AVV). Nutzer der öffentlichen Verwaltung registrieren sich mit wenigen personenbezogenen Daten wie Vorname, Nachname und E-Mail-Adresse.
Daten zum Angebotsprozess, Interessenbekundungen und Verträge werden ebenfalls gespeichert. Die Bereitstellung und Nutzung der Verfahren, in dem ggf. sensible Daten der öffentlichen Verwaltung verwendet werden, finden außerhalb des Marktplatzes statt. Die auf dem Markplatz hinterlegten Daten sind in diesem Sinn demnach keine sensiblen Daten der öffentlichen Verwaltung.
Während der Entwicklungsphase haben wir den Schutz der Infrastruktur und Prozesse gemäß dem BSI-Grundschutz sichergestellt, inklusive Maßnahmen gegen Distributed Denial of Service (DDoS)-Attacken und dem Einsatz einer Web Application Firewall. Daten, die im Rahmen von Interessenbekundungen und Vertragsabwicklungen auf den Marktplatz hochgeladen werden, werden zudem auf Viren untersucht.
Im laufenden Betrieb wird die operative Sicherheit der Marktplatz-Infrastruktur von den beteiligten Betriebsorganisationen sichergestellt. Zusätzlich haben wir die Governance-Funktion eines „Marktplatz Sicherheitsbeauftragten“ implementiert. Diese Funktion überwacht die Einhaltung des Sicherheitskonzepts, überprüft Änderungen mittels regelmäßiger Sicherheits-Scans und aktualisiert das Konzept entsprechend.
VdZ: Welchen Stellenwert schreiben Sie der Deutschen Verwaltungscloud Strategie zu? Wie glauben Sie, wird sie - einmal eingeführt - das Angebot und den Markt verändern?
Dr. Göbel: Die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie nimmt einen sehr hohen Stellenwert ein, da sie mehrere zentrale Ziele verfolgt, die für die digitale Transformation der Verwaltung von entscheidender Bedeutung sind. Ein wesentliches Ziel ist die Stärkung unserer digitalen Souveränität im öffentlichen Sektor.
Aktuell leitet die FITKO im Auftrag des IT-Planungsrats das „Umsetzungsprojekt Deutsche Verwaltungscloud“, für das die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie den Rahmen definiert. Vereinfacht gesagt geht es in diesem Projekt darum, ein transparentes Portfolio an Cloud-Services von der Verwaltung für die Verwaltung zu erstellen. Es wird kein einheitlicher Dienst aufgebaut, der für alle nach strengen Vorgaben funktioniert. Vielmehr geht es darum, einen Infrastrukturservice mit entsprechenden Cloud-Services zu verbinden, der eine Vielzahl von Optionen aufzeigt und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, zwischen verschiedenen Anbietern zu wechseln und die Services weiterzuentwickeln. Es werden folglich Wechselmöglichkeiten zwischen IT-Lösungen, IT-Komponenten und Anbietern geschaffen. Und durch die Standardisierung von Cloud-Aspekten wie Architektur, IT-Sicherheit und Betrieb können fundierte Entscheidungen bei der Umsetzung von IT getroffen werden.
Wir werden damit in der Lage sein, unsere Anforderungen an die Services und unsere Bedarfe gegenüber den IT-Dienstleistern besser zu kommunizieren, argumentieren und durchzusetzen. Als öffentliche Hand haben wir dadurch eine große Chance, eine starke Position auf dem Markt einzunehmen und unsere Verhandlungsposition zu verbessern.