ZuKo Cloud Spezial

Leidensdruck noch nicht groß genug – Rückschritt nach COVID

Cloud als Schlüsseltechnologie

Am 11. September 2024 fand im Magnus-Haus in Berlin das ZuKo Cloud Spezial 2024 statt, eine Veranstaltung, die sich ganz der Zukunft der öffentlichen Verwaltung und dem Einsatz von Cloud-Technologien widmete. Unter der Leitung von Wegweiser Media & Conferences GmbH und Capgemini wurde dabei die Studie „Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Souveränität: Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung – Markt, Entwicklungsperspektiven und Entscheidungsstrukturen“ präsentiert. Diese Studie, durchgeführt von Februar bis September 2024, untersucht die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Cloud-Nutzung in der öffentlichen Verwaltung und lieferte den zentralen Diskussionsrahmen der Veranstaltung.

Die digitale Zukunft der Verwaltung: Cloud als Schlüsseltechnologie

Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung
Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung
Multi-Client-Studie: Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Souveränität: Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung

Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung

Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Souveränität: Cloud und die digitale Zukunft der Verwaltung – Markt, Entwicklungsperspektiven und Entscheidungsstrukturen

Die Studie verdeutlicht, dass Cloud-Technologien eine zentrale Rolle bei der Modernisierung der öffentlichen Verwaltung spielen. 66 % der befragten Verwaltungen planen in den nächsten Jahren Investitionen in die Cloud, und mehr als die Hälfte hat bereits ihre Digitalisierungsstrategien angepasst. Trotz dieser positiven Entwicklung wird die Cloud-Nutzung jedoch weiterhin durch Bedenken hinsichtlich Datensouveränität und Sicherheit gebremst. Nur 25 % der Behörden haben bereits eine Cloud-Strategie implementiert, wobei eine „Cloud-only“-Strategie die Ausnahme bleibt. Die Mehrheit der Verwaltungen bevorzugt hybride Ansätze, die sowohl Cloud- als auch On-Premise-Lösungen umfassen.

Herausforderungen: Leidensdruck und fehlende IT-Kompetenz

Ein wiederkehrendes Thema während der Panels war der fehlende „Leidensdruck“, um den digitalen Wandel schneller voranzutreiben. Nach COVID-19 gab es eine „Rolle rückwärts“, insbesondere im Bereich Schule und digitale Bildung, wo die während der Pandemie gewonnenen Fortschritte größtenteils wieder verloren gingen. Dies zeigt, dass der Wille zur Veränderung häufig erst dann wächst, wenn der Druck auf die Verwaltung ausreichend hoch ist.

Zusätzlich stellte sich die Frage, wer die Entscheidungen in der Verwaltung trifft. In vielen Gemeinden sind die Verantwortlichen keine IT-Experten, sondern ehemalige Handwerker oder pensionierte Polizisten. Diese Strukturen erschweren es, fundierte Entscheidungen über hochkomplexe Themen wie Cloud-Technologien zu treffen. Die Teilnehmer forderten daher eine stärkere Einbeziehung von IT-Experten und eine intensivere Weiterbildung der Entscheidungsträger.

Blickwinkel III - (v.l.) Jürgen Zurheide, Stefan Zosel, Claudia Alsdorf und Cloud-Guru Harald Joos im Gespräch.

Wechselfähigkeit und Skalierbarkeit: Flexibilität ist gefragt

Die Diskussionen machten deutlich, dass Cloud-Lösungen nicht nur flexibel und skalierbar sein müssen, sondern auch in beide Richtungen funktionieren sollen – sowohl beim Wechsel in die Cloud als auch beim Rückbau. Skalierbarkeit ist ein Schlüsselfaktor, um auf die sich ständig ändernden Anforderungen der Verwaltung reagieren zu können. Dabei darf es nicht nur um große Projekte gehen, sondern auch um kleinere, flexibel anpassbare Lösungen, die den spezifischen Bedürfnissen der öffentlichen Verwaltung gerecht werden.

Ergebnisse der Studie: Innovation vs. Souveränität

Die Studie, die auf einer Umfrage unter 1.500 Bedarfsträgern basiert, liefert klare Antworten auf die Frage, ob die Zukunft der öffentlichen IT in der Cloud liegt. Die Kernergebnisse zeigen, dass 54 % der Behörden bereits ihre Digitalisierungsstrategien durch den Einfluss der Cloud ändern, wobei 60 % der Verwaltungen eine Erhöhung ihrer IT-Budgets für Cloud-Lösungen erwarten. Dennoch gibt es weiterhin deutliche Hürden: 81 % der Befragten halten die Datenhoheit für essenziell, und 76 % sehen die operative Souveränität als unverzichtbar an. Diese hohen Anforderungen an Sicherheit und Souveränität führen dazu, dass viele Verwaltungen noch zögern, vollumfänglich auf Cloud-Lösungen zu setzen.

Blickwinkel II - (v.l.) Jürgen Zurheide, René Petters, Christian Wolter, Alexander Smolianitski, Michael Neuber und Andreas Grigull auf dem Podium.

Interessanterweise bevorzugen 56 % der Bedarfsträger private Cloud-Modelle, während die Deutsche Verwaltungscloud (DVC) für 53 % eine vielversprechende Alternative darstellt. Der Einsatz von Public Clouds wird hingegen von nur 23 % der Verwaltungen favorisiert.

Hohe Erwartungen an öffentliche IT-Dienstleister und Skepsis gegenüber Hyperscalern

Die Diskussionen verdeutlichten außerdem die besondere Rolle, die öffentliche IT-Dienstleister für die Verwaltungen spielen. 48 % der Befragten bewerten deren Leistungen als mindestens gut, während die internationalen Hyperscaler schlechter abschneiden. Dies liegt vor allem an der Nähe der öffentlichen Dienstleister zu den spezifischen Anforderungen der Verwaltung sowie ihrem Verständnis der regionalen Gegebenheiten. Gleichzeitig betonte die Studie, dass es in der Verwaltung noch großen Bedarf an Weiterbildung gibt: 56 % der Befragten haben bisher kaum praktische Erfahrung mit Cloud-Technologien.

Zukunftsaussichten: Weiterbildung und Zusammenarbeit

Insights zur Cloud-Beschaffung im Öffentlichen Sektor
Insights zur Cloud-Beschaffung im Öffentlichen Sektor
bridging people & markets

Insights zur Cloud-Beschaffung im Öffentlichen Sektor

Strategien, Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven

Die Studie stellt fest, dass es für eine erfolgreiche Cloud-Integration im öffentlichen Sektor nicht nur technischer Lösungen bedarf, sondern auch eines intensiven Wissensaustauschs. Mehr als 15 % der Verwaltungen sehen einen großen Bedarf an Fortbildungen zur Cloud-Nutzung, und bereits 20 % investieren aktiv in die Weiterentwicklung der Cloud-Kompetenzen ihrer Mitarbeiter.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Staat und Privatwirtschaft. Während der Fokus bislang auf der Nutzung öffentlicher Cloud-Dienste liegt, wird ein hybrides Modell aus Public-Cloud-Infrastrukturen und eigener GPU-Infrastruktur für die Zukunft als sinnvoll angesehen. 71 % der Bedarfsträger wollen beispielsweise Asylverfahren oder 63 % die Fahrzeugzulassung in die DVC verlagern.

Fazit: Der Weg in die Cloud ist unumgänglich

Die ZuKo Cloud Spezial 2024 hat deutlich gemacht, dass die Zukunft der IT in der öffentlichen Verwaltung ohne Cloud-Technologien kaum vorstellbar ist. Die vorgestellte Studie liefert fundierte Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen dieses Wandels. Gleichzeitig zeigt sie auf, dass es noch viel zu tun gibt, um die Verwaltung fit für die digitale Zukunft zu machen – insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung von Sicherheitsstandards, die klare Definition von Entscheidungsprozessen und die Notwendigkeit, das Wissen über Cloud-Technologien zu erweitern.

Abschließend wurde der Wunsch geäußert, die Diskussion in einem Jahr fortzusetzen, um die Fortschritte bei der Umsetzung der Cloud-Strategien zu bewerten und die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umzuwandeln.

Die Teilnehmer waren sich einig: „Einfach mal was tun!“ – Die Zeit für Experimente und Transformation ist jetzt gekommen. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine souveräne und sichere Cloud-Zukunft der Verwaltung zu stellen.

Für die tatkräftige Unterstützung bedanken wir uns vielmals bei unseren Hauptsponsoren (Amazon Web Service, Google Cloud, IONOS SE, Materna Information & Communications SE), unseren Partnern aus dem öffentlichen Sektor (AKDB, Dataport) sowie weiteren Sponsoren (Arvato Systems, Bechtle, GISA, OVHcloud, SUSE, SVA)!