Rebecca Liebig, ver.di
© Simone M. Neumann

Digitale Daseinsvorsorge

Das 2. ZuKo-Sozialversicherungsforum ergründete die notwendigen Schritte für eine digitale Zukunft

Mehr als 150 kluge Köpfe wurden vom 4. bis 5. Dezember zusammengesteckt, um gemeinsam an den aktuell zentralen Herausforderungen der Sozialversicherungen zu arbeiten. Das 2. ZuKo-Sozialversicherungsforum hinterfragt bestehende Strukturen und Prozesse vor dem Hintergrund neuer digitaler (und manchmal disruptiver) Veränderungen. Eine Roadmap soll die nächsten notwendigen Schritte einleiten.
Die Frage, ob eine Zeitenwende für Deutschland als Wirtschaftsstandort bevorsteht, eröffnete das 2. ZuKo-Sozialversicherungsforum.
© Simone M. Neumann

Die Bänke sind gefüllt, die Gemüter froh und munter. Zum zweiten Mal fand diese Woche das Sozialversicherungsforum für hochrangige Führungskräften aus der Sozialversicherung und der Politik statt. Mit dabei waren unter anderem Dr. Antje Draheim, Staatssekretärin im BMG, Harald Joos, Cloudbeauftragter bei der DRV-Bund, Rebecca Liebig, Bundesvorstandsvorsitzende bei ver.di, Prof. Dr. Hans-Henning Lühr, CIO a.D., Tobias Schmitz, IT-Leiter bei der DGUV und Johannes Wolf, Referent für Digitales bei der DRV-Bund.

In einer Vielzahl von Foren, Plenen und Best Practice Dialogen konnten die drängendsten Herausforderungen der Zeit erörtert, Einblicke gewährt, Fragen gestellt und Diskussionen geführt werden.

 

Eine Roadmap für die Sozialversicherung

Das formulieren einer Roadmap für die Sozialversicherung war Inhalt des Plenums am späten Nachmittag und bildete zugleich den Abschluss der Veranstaltung. Gemeinsam bündelten Prof. Dr. Hans-Henning Lühr, CIO a.D., Florian Betram, Managing Enterprise Architect bei Capgemini, Simon Arne Manner, Partner bei Horváth, und Dr. Hilmar Schmidt, Geschäftsführer bei Kienbaum, darin die wichtigsten Erkenntnisse aus den zwei Kongresstagen.

Materialien zum 2. ZuKo-Sozialversicherungsforum
Soziale Sicherheit im Wandel
SVF

Soziale Sicherheit im Wandel

Materialien zum 2. ZuKo-Sozialversicherungsforum 2023

  1. Welche Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung auf die übergreifende Strategie der Sozialversicherung? Lühr entgegnet: „Wir müssen uns einmischen in die Debatte über die Zukunft des Sozialstaates.“ Ein Tribünenplatz reiche nicht aus, man müsse aktiver sein. Sonst werden Entscheidungen über einen hinweg getroffen. Der zentrale Fokus müsse dabei auf der Bildung liegen, denn sie sei Voraussetzung für Teilhabe und Gegenstand der Auseinandersetzung.
  2. Was bedeutet das für die Kund*innen? Diese müssten eine digitale Strategie aktiver einfordern, so Lühr. Gleichzeitig kommen Kund*innen heutzutage laut Manner mit einer anderen Erwartungshaltung zu den Sozialversicherungen. Sie erwarten, dass es wie in ihrem Alltag auch funktioniert, nach dem Motto: Wo ist mein Paket? Wo ist mein Antrag? Es hat sich zudem gezeigt, dass das Konzept besser funktioniert, wenn Kund*innen sich selbst Termine besorgen müssen, da sie besser vorbereitet erschienen. „Dem muss man in den Sozialversicherungen gleichermaßen begegnen, indem Mitarbeitende sich individuell mit dem Kunden oder der Kundin beschäftigen und ihr Gegenüber wertschätzen“, so Manner. Das Schlüsselwort seie hier die Vorbereitung, damit sich Kund*innen gesehen und gehört fühlten, sowie eine sorgsam gepflegte Feedbackkultur. Denn zufriedene Kund*innen sorgen für zufriedene Mitarbeitende. Das könne jedoch auch ins Gegenteil umschlagen.
  3. Welche Auswirkungen hat sie auf die Mitarbeitenden? „Wir müssen uns alle geschlossen auf eine digitale Learning Journey begeben, um Kompetenzen konsequent im Vorfeld zu entwickeln und nicht erst dann, wenn Bedarf besteht“, erklärt Schmidt. Außerdem haben die zwei Tage gelehrt: Schlau voneinander Ideen abgucken ist kein Verbrechen. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden, andere Branchen haben den Wandel schon erfolgreich hinter sich – etwa das Finanzwesen.
  4. Welche Bedeutung hat das für die IT? Der Sozialversicherungsapparat muss vollständig digital werden, darüber sind sich alle einig. Bertram führt aus: „Ich glaube, dass die IT in der Sozialversicherung noch ein paar Hausaufgaben hat: 1. eine ‚Ist‘-Analyse, 2. eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Innovationen sowie 3. die Zusammenarbeit zwischen den Sozialversicherungen zu stärken“.  Seine eigene IT zu kennen sei zentral. Wo sind ihre Schwächen und Stärken? Des Weiteren seien die Rahmenbedingungen von Bedeutung. Welche Daten können für was verwendet werden? Welche Infrastruktur existiert? Gesetzliche Rahmen können an dieser Stelle Klarheit schaffen, sodass besonders rechtliche Fragen geklärt werden. Eine Versachlichung sei geboten.

Zusammenfassend müssen die Sozialversicherungen sich wappnen und vorbereiten, um kommenden Aufgaben gewachsen zu sein. Interne Entwicklungen sollten nach außen kommuniziert werden, selbst wenn sie nicht mit großen Einsparungen verbunden sind.Man muss sich auf diese Diskussion um die digitale Dividende einstellen“, verkündet Lühr.

Das 3. ZuKo-Sozialversicherungsforum findet am 27. November 2024 statt.

Hier gehts zur Anmeldung.