Thomas Bönig
© Simone M. Neumann

Ohne zentrale Digitalstrategie keine Zukunft?

Interview mit Thomas Bönig zum 3. ZuKo-THINKTANK

Im Rahmen des 3. ZuKo-THINKTANKS sprach Thomas Bönig über die dringenden Herausforderungen und notwendigen Schritte zur Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Im Interview beleuchtet er seine Hauptthese, dass ohne eine bundesweit verbindliche Digitalstrategie und einen zentralen Plattformansatz keine wirkliche Digitalisierung der Verwaltungsprozesse erreicht werden kann. Mehr Einblicke und die auf dem THINKTANK vorgestellte Präsentation im VdZ-Interview.

Verwaltung der Zukunft: Herr Bönig, können Sie kurz vorstellen, was das Thema ihres Impulses war und ihre Hauptthese?

Thomas Bönig: In meinem Impuls ging es um die dringende Notwendigkeit einer bundesweiten, verbindlichen Digitalstrategie und eines zentralen Plattformansatzes für die Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Meine Hauptthese lautet, dass ohne diese grundlegenden Maßnahmen eine wirkliche Digitalisierung der Verwaltungsprozesse weiterhin kaum bis gar nicht stattfindet. Der zentrale Kritikpunkt am aktuellen Onlinezugangsgesetz (OZG) liegt darin, dass nicht der Verwaltungsprozess an sich optimiert und dann digitalisiert wird, sondern lediglich bestehende Papierprozesse elektronifiziert werden, ohne die Effizienz der Abläufe zu verbessern. Dieser Ansatz ist zu realitäts- und praxisfern.

VdZ: Sie hatten eine Slide, in der Sie gefragt haben, wo Deutschland aktuell aktiv steht in der Standardvorgehensweise. Was war denn Ihre Antwort?

Bönig: Deutschland befindet sich aufgrund des bisherigen OZG-Ansatzes immer noch in den Anfängen der Verwaltungsdigitalisierung. Es fehlen nennenswerte Fortschritte, die modernen und pragmatischen Ansätzen entsprechen. Viele der Umsetzungen des elektronischen Formulars (EFA) sind lediglich Weiterentwicklungen des OZG und arbeiten isoliert, ohne Anbindung an eine zentrale Plattform. Das Publikum teilte weitgehend diese Einschätzung und bekräftigte in der Diskussion diese Sichtweise.

VdZ: Sie haben die Digitalisierung von Prozessen angesprochen, insbesondere unter dem OZG. Was sind denn die Hauptkritikpunkte oder Probleme?

Bönig: Das zentrale Problem des OZG besteht darin, dass bestehende Verwaltungsprozesse nur digitalisiert werden, ohne die Prozesse selbst zu optimieren, ein Ansatz der m.E. fern der Realität ist. Statt die Prozesse grundlegend neu zu gestalten und an digitale Anforderungen anzupassen, werden lediglich Papierformulare in elektronische Formate überführt. Diese Vorgehensweise führt oft zu höheren Verwaltungsaufwänden und verhindert eine nachhaltige und effiziente Verwaltungsdigitalisierung.

VdZ: Was sind Ihre Lösungsansätze dafür?

Bönig: Ich befürworte einen zentralisierten Plattformansatz sowie bundesweit einheitliche und verbindliche Standards. Eine umfassende und verbindliche Digitalstrategie auf Bundesebene ist unerlässlich, um die Verwaltungsdigitalisierung wirkungsvoll voranzubringen (siehe auch Folien).

 

VdZ: Vielen Dank an Herrn Bönig für das Interview.

Downloadbereich: Zur Präsentation

Für VdZ+ User gibt es nun im folgenden Downloadbereich die von Herrn Bönig vorgestellte Präsentation. Sollten Sie noch keinen Zugang zu VdZ+ haben, können Sie sich gerne kostenlos registrieren.