Unterstützung erhält die Berliner Verwaltung dabei von der “Open Data Informationsstelle“ (ODIS), die bei der Technologiestiftung Berlin angesiedelt ist. ODIS ist ein in dieser Form einzigartiges Angebot, das Verwaltungen praktische Hilfe und Informationen rund um die Veröffentlichung von Daten anbietet und zugleich eine Brücke in die User-Community schlägt. Das „Ideation & Prototyping Lab“ der Technologiestiftung entwickelt sogar eigene Open Data-Anwendungen, etwa eine interaktive Kita-Suche, eine Visualisierung zum Berliner Breitbandausbau oder eine App zur Wasserqualität der Berliner Seen.
Open Data geben nicht selten den Anstoß zu weiteren Verände-rungen, etwa zur Etablierung neuer Prozesse und Strukturen, von denen die Organisation in Gänze profitiert.
Bedenken aus dem Weg räumen
Das Team von ODIS kennt die Potenziale offener Daten aus der täglichen Arbeit. Teil dieser Arbeit ist es aber nach wie vor auch, Bedenken bezüglich der Datenveröffentlichung aus dem Weg zu räumen und weniger erfahrene Mitarbeiter*innen der Verwaltungen an Open Data heranzuführen. Im Folgenden geben Sie 10 Praxistipps für den Einstieg in die Open Data-Welt.
1. Lassen Sie sich inspirieren!
In Deutschland gibt es inzwischen ein vielfältiges Angebot an offenen Verwaltungsdaten. Wenn Sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen, lohnt sich ein Blick in das Bundesportal govdata.de, in dem nicht nur Veröffentlichungen der Bundesministerien zu finden sind, sondern auch die Daten einzelner Länder und Kommunen gesammelt werden. Bestimmt finden Sie dort Daten anderer Verwaltungen, die in ähnlicher Form auch in ihrem Haus existieren. Zudem sind viele Projekte, die aus der Weiterverwendung offenen Daten entstanden sind, im Netz dokumentiert. Einen ersten Überblick bekommen sie etwa auf der Seite datenwirken.de.
2. Verschaffen Sie sich einen Überblick!
Viele Verwaltungen wissen selbst nicht genau, welche Datenschätze in ihren einzelnen Abteilungen zirkulieren. Open Data kann auch eine Chance sein, einzelne Silos aufzubrechen und sich einen besseren Überblick zu verschaffen, wo eigentlich welche Daten verarbeitet werden. Ein solcher Überblick ist auch für die eigene Arbeit hilfreich. Fragen Sie sich, mit welchen Datensätzen sie regelmäßig arbeiten und bitten Sie auch ihre Kolleg*innen um eine kurze Auskunft zu ihren wichtigsten Datenbeständen. So können Sie eine interne Wissensbasis schaffen, die zur Grundlage für ein Open Data-Angebot werden kann.
Tatsächlich ist ein kleines, aber dafür qualitativ hochwertiges Datenangebot für den Einstieg oft nützlicher als die wahllose Veröffentlichung möglichst vieler Dokumente.
3. Setzen Sie Prioritäten!
Verwaltungen verfügen über enorme Datenbestände. Der Anspruch, diese Daten allesamt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, kann schnell überfordernd wirken. Tatsächlich ist ein kleines, aber dafür qualitativ hochwertiges Datenangebot für den Einstieg oft nützlicher als die wahllose Veröffentlichung möglichst vieler Dokumente. Wägen Sie in diesem Fall ab, welche Daten wirklich einen Mehrwert bringen können und konzentrieren Sie sich zunächst darauf, diese für eine Weiternutzung aufzubereiten. Suchen Sie im Zweifel früh den Dialog mit der Anwenderseite (siehe nächster Punkt). Schon aus einem einzigen guten Datensatz können spannende Anwendungen entstehen.
4. Suchen Sie den Austausch mit Nutzer*innen!
Ein Open Data-Angebot lebt davon, dass die Daten der Verwaltung auch weitergenutzt werden können. Um das sicherzustellen, sollten Sie frühzeitig Kontakt zu Nutzergruppen suchen. Dies können Wissenschaftler*innen oder Unternehmen sein, oft aber auch zivilgesellschaftliche Initiativen wie das Code for Germany-Netzwerk oder lokale Vereine. Falls Sie unsicher sind, wer überhaupt Interesse hat, können Sie über einen Aufruf über ihre Webseite oder Social Media-Kanäle starten. Die Open Data-Community ist erfahrungsgemäß sehr engagiert und das User-Feedback kann ihnen helfen, ihr Angebot an bestehende Bedarfe anzupassen.
5. Machen Sie kleine Schritte!
Open Data klingt komplizierter, als es ist. Erste Schritte und Testballons lassen sich auch ohne aufwändige Planung bewerkstelligen. Das Bereitstellen erster Datensätze über ein Portal oder eine Webseite kann vergleichsweise unkompliziert erledigt werden. So gewinnen sie erste wertvolle Praxiserfahrung, mit der sich viele der anfänglichen Bedenken und Hindernisse zerstreuen. Ein schrittweises Vorgehen ermöglicht es auch, die eigenen Bedarfe bei der Umsetzung von Open Data besser zu verstehen und passgenaue Lösungen zu finden.
Falls Sie unsicher sind, wer überhaupt Interesse hat, können Sie über einen Aufruf über ihre Webseite oder Social Media-Kanäle starten.
6. Nehmen Sie den Datenschutz ernst – wo er begründet ist!
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen gerät die Bereitstellung offener Daten nicht mit dem Datenschutz in Konflikt. Denn Open Data bezieht sich auf allgemeine, nicht-personenbezogene Daten wie zum Beispiel auf Standorte öffentlicher Einrichtungen, fiskalische Daten oder demographische Statistiken. Vorsicht ist nur dort geboten, wo aus den Daten Rückschlüsse auf einzelne Personen gezogen werden können. Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit den Datenschutzbeauftragten ihres Hauses – aber lassen Sie sich nicht von Bedenkenträgern entmutigen, die den Datenschutz als Totschlagargument gegen offene Daten anführen.
Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit den Datenschutzbeauftragten ihres Hauses – aber lassen Sie sich nicht von Bedenkenträgern entmutigen, die den Datenschutz als Totschlagargument gegen offene Daten anführen.
7. Finden Sie Verbündete!
Noch sind Open Data-Pioniere in den Verwaltungen oft auf sich allein gestellt. Nutzen Sie die Gelegenheit, Netzwerke zu bilden und sich mit anderen Interessierten auszutauschen. Vernetzung ist nicht nur der Motivation zuträglich, sondern befördert Lernprozesse und Synergien. Enthusiasmus für das Thema und der Mut, neue Wege zu gehen sind dabei wichtiger als eingefahrene Hierarchien. Open Data ist ein Querschnittsthema mit vielen Facetten, das von verschiedenen Perspektiven und Hintergründen profitiert.
Ihre erste Daten-veröffentlichung wird nicht perfekt sein. Das muss sie auch nicht.
8. Trauen Sie sich, Fehler zu machen!
Ihre erste Datenveröffentlichung wird nicht perfekt sein. Das muss sie auch nicht. Der Aufbau eines Open Data-Angebotes ist ein kontinuierlicher Prozess und es ist durchaus üblich, dass Datensätze schrittweise verbessert oder aktualisiert werden. Wir werden oft mit den Bedenken von Verwaltungsbeschäftigten konfrontiert, die Sorge haben, bei der Veröffentlichung „etwas falsch zu machen“. Tatsächlich lassen sich Fehler manchmal nicht vermeiden, aber der Nutzen der Veröffentlichung überwiegt in aller Regel. Begreifen Sie Fehler als Chance, etwas zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.
9. Nutzen Sie Open Data als Treiber der Digitalisierung!
Die Digitalisierung der Verwaltung ist für sich ein eher abstraktes Thema. Wenn sie konkret werden soll, muss sie auf einzelne Handlungsfelder heruntergebrochen werden. Open Data ist hier ein guter Ansatzpunkt. Wenn der Aufbau eines Open Data-Angebotes dazu genutzt wird, die digitale Kommunikation und das Datenmanagement zwischen Abteilungen zu verbessern, können Verwaltungen selbst enorm davon profitieren. Praktische Erfahrungen mit Open Data geben nicht selten den Anstoß zu weiteren Veränderungen, etwa zur Etablierung neuer Prozesse und Strukturen, von denen die Organisation in Gänze profitiert.
10. Der richtige Zeitpunkt: jetzt!
Es ist vielleicht das Grundproblem der Digitalisierung in Deutschland: Viele gute Ansätze werden in langwierigen Abstimmungsrunden zerredet, von der ersten Idee bis zur Umsetzung vergehen mitunter Jahre. Wer mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt halten will, kommt aber nicht umhin, erst einmal anzufangen und Erfahrungen unterwegs zu sammeln. Die praktische Annäherung ist wichtiger und lehrreicher als das ewige Debattieren abstrakter Probleme. Und mehr Spaß macht sie im Übrigen auch. In diesem Sinne: Fangen Sie einfach mal an!
Autoren des Artikels sind Victoria Dykes und Dr. Benjamin Seibel von der Technologiestiftung Berlin.