Drei Tage lang bot der 10. Zukunftskongress über 140 Foren mit spannenden Vorträgen von hochkarätigen Referierenden wie Staatssekretär Dr. Markus Richter, Andreas Bovenschulte und Claudia Plattner. Der Kongress lud erneut Vertreter*innen aus Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft ein, um über wichtige Themen wie das Onlinezugangsgesetz (OZG) und die Registermodernisierung, Künstliche Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung, die Nachnutzung von "Einer für Alle" (EfA), sowie Low-Code, IT-Sicherheit und Cloud-Lösungen zu diskutieren.
Gute Politik braucht eine gute Verwaltung
Auch nach zehn Jahren des Zukunftskongresses gibt es noch ungelöste Probleme in der Digitalisierung des öffentlichen Sektors. Das Thema ist aktueller und relevanter denn je.
Kongressveranstalter Oliver Lorenz betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Umsetzung und Strategie der Modernisierung getrennt betrachtet werden müssen – man könne schließlich nicht gleichzeitig auf der Brücke und im Maschinenraum stehen. Zudem müsse die Politik erkennen, dass sie auf einer funktionierenden Verwaltung basiert. Daher fand der diesjährige Kongress unter dem Motto "Gute Politik braucht eine gute Verwaltung" statt, was auch den Titel einer neuen Forumsreihe bildete.
Staatssekretär Dr. Markus Richter unterstrich die Bedeutung des Themas für die Politik: "Viele der Diskussionspunkte und Hürden haben nichts mit der Technik der Digitalisierung zu tun, sondern mit prozessualen Fragen im Hintergrund. Die Digitalisierung ist die Lupe auf das, wie wir als Staat funktionieren. Und das tut weh, weil wir Veränderungen brauchen."
Viele der Diskussionspunkte und Hürden haben nichts mit der Technik der Digitalisierung zu tun, sondern mit prozessualen Fragen im Hintergrund. Die Digitalisierung ist die Lupe auf das, wie wir als Staat funktionieren. Und das tut weh, weil wir Veränderungen brauchen.
Erste Ergebnisse der Cloud-Studie präsentiert
Ein zentrales Thema des Zukunftskongresses war die Cloud. Die Studie "Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Souveränität: Cloud & die digitale Zukunft der Verwaltung" wurde in Zusammenarbeit mit Capgemini durchgeführt. In mehreren Foren wurden die ersten Ergebnisse exklusiv präsentiert.
Mehr Informationen und die ersten Ergebnisse zu präferierten Bereitstellungsmodellen, Herausforderungen, Bedenken und Cloud-Strategien gibt es in unserem Artikel "Insights zur Cloud-Beschaffung im Öffentlichen Sektor".
Der 2. Public Leadership Award kürt Fortschrittskulturen
Auch in diesem Jahr wurde der Public Leadership Award in Zusammenarbeit mit Kienbaum verliehen. Der Preis würdigt Projekte in der öffentlichen Verwaltung, die besonders den Fortschritt in diesem Sektor fördern. Eine Expert*innenjury verlieh den Award in fünf Kategorien: Leadership & Digitale Transformation, Leadership & Digitale Transformation für Europa, Leadership & Innovatives Arbeiten, Leadership & Diversität sowie Leadership & Resilienz.
Eine Übersicht der Gewinner*innen und herausragenden Projekte sowie mehr Informationen zum Award finden Sie in unserem Artikel "2. Public Leadership Award 2024 – 25. Juni 2024".
Live-KI-Entwicklung auf dem Hackathon
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Zukunftskongresses war der Hackathon in Zusammenarbeit mit Deloitte. Vertreter*innen der öffentlichen Verwaltung konnten im Voraus Anwendungsfälle einreichen, die mithilfe von KI einfacher gelöst werden können. Für einen ausgewählten Fall wurde live vor Ort eine KI-Lösung innerhalb der drei Tage des Kongresses entwickelt.
In diesem Jahr gewann der Use-Case "Wie können wir mit Hilfe von KI Fördermittelprozesse unterstützen" das Voting. Somit wurde ein KI-basierter Assistent zur Fördermittelberatung entwickelt – natürlich unter Einhaltung der Datenintegrität und Sicherheit. Mehr Infos zum KI-Assistenten und Hackathon gibt es bald in einem Interview auf VdZ.
Zielerreichung anstatt Regeleinhaltung
Nach drei intensiven Tagen endete der Zukunftskongress, aber die diskutierten Inhalte, aufgeworfenen Fragen und neuen Erkenntnisse begleiten alle Beteiligten weiterhin. CDU-Bundestagsabgeordneter Ralph Brinkhaus betonte in seiner Abschlussrede die Relevanz und die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des Maschinenraums.
Themen wie Klimaschutz, Verteidigung oder Migration scheitern nicht an mangelnder Technik, sondern an administrativen Hürden, so Brinkhaus. Der Maschinenraum laufe nicht, und es fehle an einer Führung, die sich diesem Thema mit dem nötigen Ernst annimmt. Es scheitere nicht an zu geringen Haushalten, sondern an zu wenig Personal zur Umsetzung. Sein Rat: Die Aufgaben des Staates reduzieren, akzeptieren, dass nicht immer alles perfekt läuft, und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Eine Zielerreichung als Mentalität sei entscheidend, nicht die perfekte Regeleinhaltung.
Daher sein Aufruf: Es muss eine politische Relevanz für das Thema geschaffen werden und alle Beteiligten seien die perfekten Botschafter dafür.